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In der folgenden Aacht erschien der Geist dem Mädchen
wiederum und sagte: „Du bist heute gestört worden, allein du
kriegst es noch. In sieben Jahren komme ich wieder, es ist nie—
mand als dir beschert, bete fleißig!“ Mit diesen Worten nahm
das Männchen Abschied. Das Mädchen vermietete sich auf ein
anderes Vorwerk, aber Ende Juli 1705 hörte es die Stimme des
Geistes, welcher sprach: „Ich bin vor drei Jahren bei dir gewesen,
und weil dein gewesener Herr das Geld herausgegraben und ge-
funden hat, so melde ich es dir.“ Die Gräßler verlangte es auch
von ihm und zwar auf gütlichem Wege, allein Müller leugnete
alles und gab nichts heraus.
866. Der Schatzkeller am Bärenftein (Erzgebirge).
Köhler a. a. O., Nr. 282; Richter, Umständliche Chronica der freyen
Bergstadt St. Annaberg. Annaberg 1746, S. 8.
Es ist die alte Richterin zu Königswalde nebst zweien ihrer
Aachbarn am Bärenstein im Alai Gras und Kräuter zu holen ge-
gangen, und als sie an den Berg gekommen sind, so hat sich's am
Berge aufgetan wie ein großes Scheunentor, daß sie hineingesehen
hat wie in eitel Silber und Gold, und als sie die anderen zwei
gerufen, daß sie es auch sehen sollten, so ist es wieder verschwunden.
867. Der Schatzkeller im Scheibenberge.
Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz usw., S. 187.
Im Jahre 1605 bekam M. Laurentius Schwabe, Pfarrer in
Scheibenberg, etliche Gäste von Annaberg. Dessen Ehefrau führet
etliche Matronen, ihre Gäste und Freundinnen, über und um den
Scheibenberg, ihnen dessen Gegend zu zeigen. Sie treffen dabei
aber ein Loch an, darein drei Stufen gingen, und lag darinnen
ein glänzender Klumpen wie glühendes Gold. Darüber erschraken
sie, gingen eilends herein nach der Stadt und führten den Pfarrer
samt den anderen Gästen nach dem Berge. Allein sie konnten das
Loch nicht wieder finden. 1
Im Jahre 1648 starb Hans Haß, ein alter ehrlicher Bürger
zu Scheibenberg, welcher mir (Lehmann) auf dem Siechbette von