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seiner Armut im Anfange seines Ehestandes und zugleich auch dieses
erzählte: Als Wolf Köhler seine Tochter Elisabeth weggab, wären
wir junge Eheleute gerne mit zu Ehren gezogen, aber wir hatten
keine Geschenke. Wir gingen am Berge grasen und wurden eines
Lochs gewahr, das gleichsam mit einer eichenen Tür verschlossen,
und gingen etliche Stufen hinein. Da wir Wunders halben hinein—
sehen, liegt ein Fuchs auf einer Stufen. Wir erschraken darüber;
gleichwohl weil sich der Fuchs nicht rührete, gaben wir ihm einen
Stoß und befunden, daß er tot war. Ich verkaufte den abge-
streiften Balg, wir gingen auf die Hochzeit und waren lustig. Aber
nach selbiger Zeit habe ich das Loch nicht wieder finden Bönnen,
wie fleißig ich auch gesucht habe.
868. Der Geldkeller auf dem Greifensteine.
Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz usw., S. 183; Köhler a. a. O., Nr. 284
und 817; Gräße, Bd. II., S. 448; Gießler, Sächs. Volkssagen, Stolpen
(o. J.), S. 104.
Unter einem großen Felsen des Greifensteins, allwo der Ver-
mutung nach das alte Schloß gestanden, ist ein offenes Loch zu
sehen, darein eine Mannsperson gemächlich kriechen kann. Von
diesem Loch aber sollen alte Leute erzählt haben, daß einst eine
Aagd, die sonst, wenn sie des Ortes gegraset, öfters mit Namen
gerufen worden, im Beisein einer anderen Alagd auf abermaliges
Rufen hineingegangen wäre, mit dem Verlaß, wenn sie schreien
würde, daß ihr die andere zu Hilfe Kommen sollte. Es hätte aber
die hineingehende Magd einen großen Kasten mit Gold und Geld
und einen Hund dabei liegend angetroffen, und auf Befehl einer
Stimme das Grastuch damit angefüllt. Als aber inzwischen der
Eingang ganz enge geworden wäre, daß sie auf die andere Magd
um Hilfe geschrieen, wäre der Hund auf sie losgesprungen und
hätte alles Eingefassete wieder aus dem Grastuche gescharret, darauf
sie voller Schrechen von der anderen herausgezogen worden, und
des dritten Tages darauf wäre sie gestorben.
Besser erging es einst einem alten Manne aus Geyer, einem
gewissen Christoph Hachebeil, der von seinem Heimatsorte nach der
am Fuße des Greifensteins liegenden Gifthütte ging, durch sonder-