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884. Ein Schatz rückt fort.
Gräße, Bd. 1, Nr. 439; Prätorius, Der abenteuerliche Glückstopf, S. 335.
Während des Dreißigjährigen Krieges hat ein glaubwürdiger
und vornehmer Leipziger Bürger viel Geld am Gewandgäßchen
vergraben und den Ort sich sehr genau angemerkt und es dennoch
nach Verlauf eines Vierteljahres nur mit großer Mühe wiederfinden
können, weil es eine halbe Elle tiefer gelegen, als er es verscharrt
hatte. Hätte man nun mit dem Nachsuchen eine längere Zeit an-
gestanden, so würde der Schatz im Verhältnis des Fortrückens zu-
letzt in eine ganz andere Gasse geraten sein.
885. Gespenster stören Schatzgräber.
Gräße, Bd. I, Ar. 440; Prätorius, Der abenteuerliche Glückstopf,
S. 477 ff.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts hat man zu Leipzig einen
Schatz graben wollen und ist schon so weit gekommen, daß man
unter den Kasten einen Hebebaum brachte und eine Erbkette darunter
wegziehen wollte. Darüber haben sich nun verschiedene Gespenster
gezeigt; bald ist das eine, bald das andere vorbeipassiert, bis sich
endlich ein Kuchuch auf einem Baum präsentierte, der seinen ge-
wöhnlichen Gesang anstimmte, also daß ein Anwesender zu sagen
anfing: „Siehe, bist du auch da?"“ Indem ist alles verschwunden
und weggekommen.
Ein anderes Mal hat einem geträumt, wie er bei dem Kohl-
garten an der Kapelle einen Schatz finden werde, er solle sich nur
gewiß dahin aufmachen. Was geschieht? Er begibt sich hinaus
und versucht in der folgenden Nacht sein Heil und findet just an
dem Orte, von dem ihm geträumt, einen ziemlichen Topf voll.
Davon steckt er etwas Erkleckliches zu sich, wie er sich aber nach
einem Geräusche umsieht, wird er einer alten weißen Frau gewahr,
so in der Tür stand und sich herausbeugte und sprach: „Was macht
Ihr da?" Wie er ihr aus Bestürzung geantwortet, ist auch alles
außer dem, was er schon zu sich gesteckt, verschwunden gewesen.