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886. Der Gewinneberg bei Taucha.
Gräße, Rd. I, Ar. 460; poetisch behandelt von Ziehnert, S. 109ff.
In der Aähe des Städtchens Taucha bei Leipzig bei dem
Dorfe Dewitz befindet sich ein ziemlich niedriger, mit Birken be—
pflanzter Berg, den man den Gewinneberg nennt und der wahr—
scheinlich seinen Aamen von dem früher auf ihm stehenden, aber
von den Hussiten (1430) zerstörten Schlosse Wyn führen mag. Aller-
dings erzählt man, derselbe sei von einem Nitter von Plößigk so
genannt worden, der mit seinem Bruder in Feindschaft gelebt und
denselben auf diesem Berge besiegt habe; allein dies ist ebensowenig
wahrscheinlich, als daß derselbe seinen Namen seit dem bekannten
Kriege der beiden sächsischen Fürstenbrüder Friedrich und Wilhelm
führe, wo jene Begebenheit, daß ein geübter Büchsenschütz den letztern
habe treffen wollen, von Friedrich aber abgehalten worden sei mit
den Worten: „Schieß, wen du willst, nur meinen Bruder nicht,“ sich
hier zugetragen habe. Wie dem auch sein mag, das Volk erzählt
sich, daß auf diesem Berge ein großer Schatz verborgen liege, der
nur alle hundert Jahre zu heben sei und an dem bestimmten Tage
sich durch ein helloderndes Feuer, welches von dem Platze, wo er
ruhe, weithin wahrgenommen werden Bönne, Rhundtue; bei dem-
selben wache aber ein Geist, der auf folgende Art an ihn gebannt
sei. Es hat einmal zu Taucha ein armer Tagelöhner gelebt, der
zwar nur wenig verdienen konnte, allein mit dem, was ihm Gott
beschieden, zufrieden war. Zu diesem ist eines Nachts ein Gespenst
ans Lager getreten und hat ihn aufgefordert, ihm zu folgen, er
wolle ihm zu großem Reichtum verhelfen. Er ist also aufgestanden
und hinter dem Geiste durch die menschenleeren Gassen der Stadt
hergewandelt, bis sie auf dem Gipfel des Gewinneberges ankamen.
Dort hat ihm der Geist ein helles Feuer gezeigt, welches aus einer
Grube aufschlug, und gesagt, er solle nur keck darauf losgehen, das
Feuer werde ihm nichts anhaben, und solle den RKessel mit dem
Schatze aus der Erde herausheben und getrost nach Hause tragen,
sich aber hüten etwas daraus zu verschütten, weil sonst der Kessel
zerspringen und sein ganzer Inhalt verloren sein werde. Außerdem
gab er ihm auch noch eine kleine Schelle, die er ihn aufforderte
um den Hals zu hängen, und sagte ihm, dieselbe werde jedesmal
läuten, wenn er irgend etwas Gutes tun oder einen bösen Gedanken