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des Gestirns brachen sich auf der schneeigen Flur in wunderlichen
Gestaltungen. Die Jäger warten auf Waidmannsruhe und regen
sich nicht, da endlich erreicht der leise ziehende Ton ihr Ohr, welcher
dem Wechsel des Wildes vorangeht. Hörbar knackt der Hahn, mit
welchem jeder sein Gewehr in Anschlag bringt; regungslos stehen
die beiden Gestalten, aber das geübte Auge vermag trotz der
Mondesklarheit nichts zu entdecken. Immer näher, immer deut—
licher hören sie den geheimnisvollen Ton, k-ein Lüftchen rührt sich,
ein Klingen und Singen erfüllt die Atmosphäre und feiner Schnee
wird den Jägern von unsichtbaren Händen ins Gesicht geworfen.
Die Erscheinung verstärkt sich; aus dem Klingen und Singen wird
Sausen und Brausen; Cein feiner Schnee mehr, sondern große feste
Schneebälle und zachige Eisstüche werden auf die einsamen Jäger
geschleudert, die, wie festgebannt, sich nicht von der Stelle zu rühren
vermögen. Endlich durchsaust ein rasender Sturm die entfesselten
Lüfte und schüttelt mit dem verworrensten Stimmengetön die
Samenkapseln der Bäume (die sog. Tannenzapfen) auf die Häupter
der zitternden Jäger. Als die nächtliche Ruhe wieder eingetreten,
begrüßte der Glochenschlag des Radeburger Kirchturms die erste
Stunde des neuerwachten Morgens und die Gipfel der Tannen
auf dem Heidenkirchhof grünten, vom schüttelnden Sturme des
winterlichen Schmuckes beraubt, während kein Luftzug die an-
grenzenden Bäume der Schnee= und Eiskruste beraubte.
20. Die Duellanten im alten Gasthofe zu Pausa.
Gräße, Bd. U, Ar. 676; Metrisch bearbeitet von Hager, Vogtl. Volkssagen.
1839. H. I, S. 47 ff.
In dem alten -Gasthofe zu Pausa sollte es seit der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts in einem der obern Zimmer umgehen.
Einst sollen nämlich dort zwei Studenten eingekehrt sein, sich aber
entzweit und ihren Streit auf frischer Tat mit den Schlägern, die
sie bei sich führten, ausgemacht haben. Am andern Morgen fand
man sie beide tot in ihrem Blute. Seit dieser Zeit wiederholt
sich jedesmal am Jahrestage dieser Begebenheit um Mitternacht
der Zweikampf der beiden Jünglinge in jenem Zimmer, doch tun
sie Kkeinem, der zufällig in dieses Zimmer kommt, etwas zu Leide.