Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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wesen. Das Loch ist jetzt noch zu sehen. Die Franzosen haben im 
Jahre 1813 den Schatz auf einem Wagen mit vier Rappen hin— 
gebracht und vergraben und gebannt. Ein Mann aus dem Nachbar- 
dorfe hat einmal am hellen Tage, als er Wieden machen wollte, 
den Schatz plötzlich offen daliegen sehen. Derselbe bestand aus 
Silbermünzen in Gestalt eines Bienenkorbes. Der Mann wollte 
näher zu dem Schatze treten, wurde aber nicht hingelassen, sondern 
von einer unbekannten Gewalt zurückgehalten. Da wollte er das 
Beil hinwerfen; das ging aber nicht. Ebenso gelang es ihm nicht, 
barfuß hinzugehen, selbst nicht, als er Rasen auf den Kopf nahm. 
Er mußte fort und wurde sogar krank. Später ist er mit einem 
Freunde nochmals hingegangen, sie haben aber nur das leere Loch 
gefunden, und der Pastor hatte es dem Manne schon vorausge- 
sagt, daß er das Geld nicht heben hönne. Die Geschichte aber 
ereignete sich vor ungefähr 35 Jahren. 
893. Schatzsagen vom Lilienftein. 
Gräße, Bd. I, Nr. 193; Melissantes, Curieuse Orographie, S. 565; 
„Uber Berg und Tal“, 2. Jahrg., S. 131. 
Der Lilienstein, ein dem Königstein gegenüberliegender hoher 
Fels, der, von ferne gesehen, ganz von der Elbe umflossen zu sein 
scheint, ist früher bewohnt gewesen, wie man noch heute aus alten 
Steinmauern auf seiner Höhe sehen kann. Mian erzählt sich, daß 
einige Personen, die aus Aeugierde denselben betreten hätten, plötzlich 
einen Keller mit einer eingemauerten Türe vor sich gesehen, aus 
Furcht aber nicht hineingegangen wären, sich jedoch den Ort so 
genau angemerkt, daß sie ihn, wenn sie wieder zurückkehrten, 
eigentlich ohne Mühe hätten finden müssen. GEleichwohl haben sie 
später weder ihr gemachtes Merkmal, noch Ort, noch Keller wieder 
erkennen können. Es soll sich aber in demselben ein großer Schatz, 
eine ganze Braupfanne voll Duhaten befinden, der aber nur ge- 
hoben werden kann, wenn man eine reine Jungfrau opfert. 
I. Einstmals hatten sich mehrere Schatzgräber zusammen- 
gefunden, um diesen Schatz zu heben; auch eine Magd aus Walters- 
dorf, die sich nicht gerade durch Klugheit auszeichnete, war durch Geld 
gewonnen worden, sich an der Schatzhebung zu beteiligen. Die Vor-
	        
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