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bock. Dann fuhr er in das Dorf hinein, wo man ihn längst er—
wartet hatte. Uber das Erlebte schwieg er. Am andern Morgen
fand er in seinen Taschen anstatt der Edelsteine und Goldstücken
Lehmklumpen und kleine Feldsteine. So hatte der arme Postknecht
durch seinen wohlgemeinten Dank das ihm so nahe Glück verscherzt.
Er ist seit jener Nacht noch oftmals am Kapellenberge vorüber-
gefahren, aber den Gang zu dem im Berge verborgenen Schatze hat
er nicht wieder gesehen.
898. Ein Schatz glüht im Lämmerbüschel bei Berthelsdorf.
Meiche, Sagenbuch der Sächsischen Schweiz, Ar. 49.
Ein junger Mann aus Berthelsdorf ging einst in mondheller
Nacht auf den Anstand und postierte sich in dem Lämmerbüschel
zwischen Rückersdorf und Berthelsdorf. Als er so wartete, erglühte
mit einem Male der ganze Busch, und zwar mit solcher Gewatt,
daß der Mann glaubte, der ganze Busch brenne. Da er jedoch
bald merkte, daß dies nicht der Fall war, ergriff ihn ein panischer
Schrecken, und zitternd eilte er ins Dorf zurüch. Man weiß aber,
daß in diesem Lämmerbüschel ein Schatz vergraben liegt, dessen
Hüter in früherer Zeit den Menschen, die in sein Revier hamen,
aufhochte und sich von ihnen fortschleppen ließ.
899. Die Schatzgräber am Goßdorfer Raubschloß.
Meiche, Sagenbuch der Sächsischen Schweiz, Ar. 47.
In dem schönen Ochelgrunde, wo die Schwarzbach in die
Sebnitz fällt, liegen auf einer ziemlich steilen Anhöhe die spärlichen
Trümmer einer kleinen Burg, des sogenannten Goßdorfer Raub-
schlosses, des alten Schwarzberges.
Von ihren Rittern erzählt uns die Sage, daß es ein wildes,
raublustiges Geschlecht gewesen sei, das deshalb weit und breit ver-
haßt war. Diese adeligen Strauchdiebe waren sogar genötigt, ihren
Pferden die Hufeisen verkehrt aufschlagen zu lassen, um den Feinden
den Zugang zu ihrem Baubneste zu verbergen.