Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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In der folgenden Aacht gingen die zwei den Berg hinan und 
handelten nach des Männleins Befehl. Da kam ein Reiter daher— 
gesprengt, der sie fragte, ob sie nicht einen Herrn in einer Kutsche 
hätten vorüberfahren sehen. Die beiden antworteten nicht. Bald 
darauf kam ein Herr in einer Kutsche vorbei, der sie fragte, ob sie 
nicht einem Reiter begegnet wären. Die Schatzgräber verhielten 
sich, der Worte des Männchens eingedenk, auch diesmal ruhig. 
Jetzt prasselte ein Steinregen nieder, aber kein Stein traf sie. Dar— 
nach erhob sich ein gewaltiger Sturm, der bog die Bäume, daß sie 
knarrten und ächzten. Eine mächtige Tanne neigte sich über beide 
Männer und drohte auf sie zu stürzen. Da konnte sich der Nachbar 
in seiner Angst nicht länger halten. Er brach in die Worte aus: 
„Jesus, Maria, jetzt erschlägt's uns!“ In diesem Augenblicke ver- 
schoben sich die Felsen, die Erde öffnete sich und die Männer er- 
blickten eine große Kiste, worauf ein Jägersmann saß. Ehe die 
zitternd dastehenden Schatzsucher näher kamen, war alles wieder 
verschwunden. Um sie her lag die stille, friederfüllte Nacht wie 
vorher; keinen Laut vernahm ihr Ohr mehr. Schweigend stiegen 
die beiden Jünglinge in ihr schlafumfangenes Dörfchen hinab. Von 
jener Nacht an zeigte sich der Bursche wie umgewandelt. Scheu 
und schweigsam verrichtete er sein Tagewerk, denn immer vernahm 
er neben sich ein Gewinsel, das ihn selbst im Traum nicht verließ. 
Nach zwei Jahren starb er. Der Schatz liegt heute noch in der 
Tiefe des Berges, denn niemand hat es gewagt, seine Hebung 
nochmals zu versuchen. 
908. Die Braupfanne im Wacheberge bei Taubenheim. 
Mitgeteilt von Dr. Piklk. 
Es war an einem Karfreitage, als Leute, welche am Wache- 
berge bei Taubenheim vorübergingen, bemerkten, daß der Berg ge- 
öffnet sei. Sie traten näher und erblickten eine Braupfanne voll 
Gold in seinem Innern. Ein Bauer, welcher davon gehört hatee, 
spannte sofort seine vier Pferde an, um den Schatz zu holen. Schon 
hatte er die Pfanne auf den Wagen geladen, als er den Pferden 
zurief: „Hül"“ Sofort waren Pfanne und Geld verschwunden.
	        
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