— 745 —
wesen, und siehe, da öffnete sich mit einem Male wieder jene unter—
irdische Pforte mit ihren Karfunkeln gleich blitzenden Schätzen. Sie
aber, tränend und sehnend, sieht nichts denn ihr Kindlein, das
immer noch auf jenem runden Tische sitzend, wohin sie es einst ge—
setzt, munter spielte mit den frischen Apfeln und freundlich die Arme
ihr entgegenstreckte. Gar gern wählte sie diesmal für all die toten
Schätze den lebenden, doch als sie mit ihm das Sonnenlicht erblickte,
erblich das Kind ihr in den Armen.“ Aach einem anderen Berichte
hätte jedoch das Kind nur eine dreitägige Ohnmacht befallen, und
da ein jeder an dem Schicksale der unglücklichen Mutter teilnahm,
so habe auch ein wundertätiger Mann der Gegend davon gehört.
Es sei ihm gelungen, dem Kinde wiederum Leben und Gesundheit
zu schenken und zwar mittels heilsamer Kräuter, die nicht weit von
jenem Goldkeller wuchsen, weshalb auch ein dasiger Ort bekannt—
lich der Kräutergarten heißt. Der darauf munter gewordene Knabe
war nie mehr auf den Berg zu bringen, mochten seine Gespielen
auch noch so fröhlich dahin eilen, und als er zum Jüngling heran-
gewachsen und seine Mutter verstorben war, ging er in die weite
Welt und hat da durch Fleiß und Rechtschaffenheit sein Glück ge-
macht, mochte aber nie von dem GElück etwas wissen, welches nur
durch Schätze in Geisterbergen und auf ähnliche Art leicht zu er-
werben sei.
3. Nach einer andern Volkssage soll sich der Geldkeller allemal
am Johannistage mittags um 12 Uhr öffnen und sich des Aachts
wiederum um dieselbe Stunde schließen. Wer nun zur angeführten
Zeit in selbigen eintritt und desselben labyrinthische Gänge durch-
wandelt, wird an deren Ende Haufen von Gold= und Silbermünzen
finden, von denen er sich nach Belieben, soviel er davon will, ein-
stechen kann. Am Johannistage 1516 hatte ein Bauer das Glück,
den Eingang geöffnet zu finden; er ging hinein und erblickhte mit
offenen nüchternen Augen den unermeßlichen Schatz. Zuerst un-
schlüssig, was er tun oder lassen sollte, entschloß er sich endlich, seine
Taschen und Mütze zu füllen und belastet mit der köstlichen Beute
den Rückweg anzutreten. Allein vorher schon durch das viele Hin-
und Hergehen zweifelhaft gemacht und nunmehr ob seines Glückes
trunken, verirrte er sich in den Kreuzgängen, und die verhängnis-
* Ugl. die ähnlichen Sagen vom Valtenberge, Kottmar usw.