Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Au wieder verschwunden, und er blieb alles Suchens ungeachtet so 
arm, als er vorher gewesen war. 
3. Eine Frau, die am Fuße des Stromberges, wo einige 
Häuser stehen, wohnte, gewahrte einstmals, und zwar des Sonntags 
unter dem Gottesdienste, daß an einem Orte jenes Berges Funken 
aus der Erde hervorsprüheten und blaue Flämmchen emporloderten. 
Alsbald erinnerte sie sich an die alte Regel, daß man, wenn man 
so glücklich sei, dies Zeichen wahrzunehmen, augenblicklich irgend 
etwas von Metall in jene Flämmchen werfen müsse, um den darunter 
befindlichen Schatz, dessen Anzeichen sie wären, festzubannen und so 
vor dem Weiterrücken zu bewahren. Unverzüglich warf sie daher, 
da sie eben nichts anderes bei sich hatte, ihr Taschenmesser auf 
jene vorbedeutungsvolle Stelle, lief sodann eiligst in ihre Wohnung 
zurück, um sich die nötigen Werkzeuge zum Graben herbeizuholen, 
und schritt nun, mit diesen versehen, rüstig ans Werk. Der ganze 
Platz, wo sie die bunten Flämmchen hatte spielen sehen, ward nun 
emsig durchwühlt und durchgraben, und siehe dal ihre Hoffnung 
hatte sie wirklich nicht getäuscht, denn sie fand, wenn auch nicht 
gerade pure Kremnitzer, doch wenigstens eine bedeutende Anzahl 
uralter Groschen. Sie war damit zufrieden und behielt daher 
ihren Schatz. 
4. Eine andere, ebenfalls in jener Gegend wohnende Frau, 
der die vorige, aus lauter Freude über ihr gehabtes Glüch, den 
ganzen Vorfall von Anfang bis zu Ende und mit allen Neben- 
umständen erzählt hatte, nahm nun auch die Gelegenheit wahr, als 
einst während des Mittagsgottesdienstes wieder bunte Flämmchen 
aus der Erde hervorspielten, beobachtete dabei alle erforderlichen 
Umstände und war so glücklich, bei angestelltem Nachgraben eine 
große Menge alter harter Taler zu finden. Gierig, die ihr jetzt so 
günstige Gelegenheit recht zu ihrem Vorteile zu benutzen, rafft sie 
so viel als möglich von jenem Gelde in ihre Schürze und eilt damit 
nach ihrer Behausung. Mit Emsigkeit zählt sie hier ihren Schatz auf 
vielen Tischen und Bänken auf, nur begierig, zu erfahren, wieviel 
ihr das sonst so neidische Glüch, dem sie nun einmal die gute 
Stunde abgelauscht hatte, beschert haben würde. Da aber, als sie 
im besten Zählen ist, deucht es ihr plötzlich, als ob sie Feuerlärm 
höre; das ganze Dörschen scheint in Flammen aufzugehen, daß die 
Lohe ihr glühendrot ans Fenster schlägt; in der größten Bestürzung
	        
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