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auf seine Erlösung warten müsse. Er bezeichnete dem Bauer genau
die Stelle, wo der Schatz lag; nämlich am Kreuzwege, wo es nach
Bornitz, Radibor und Merka geht. Kittan weigerte sich beharrlich,
er fürchtete wohl auch, dabei ein Unglück zu erleiden. Einmal kam
der Geist sogar in seine Schlafkammer vor sein Bett und bat
wiederum, den Schatz zu heben. „Da mußt du den Schatz hier in
meine Kammer bringen,“ war die Antwort. „Und wenn dies wäre,
was würdest du mit dem Gelde anfangen?“ fragte der Geist. „Da—
mit werde ich eine Kirche bauen und für arme Leute sorgen.“
„Dazu ist der Schatz nicht da; für Staat und Luxus mußt du ihn
verwenden, schöne Pferde kaufen und dergleichen.“ „Mache, daß
du fortkommst, ich will dein Geld nicht haben!“
Einige Tage später fuhr der Bauer ein vierspänniges Fuder
Dünger auf seinen Acker. Als er beim Kreuzwege ankam, rissen
auf einmal alle acht Stränge seiner Pferde entzwei, als ob es
schwache Zwirnsfäden wären. Und kurz danach ließ sich die Stimme
des Geistes vernehmen: „Seidene Stränge und goldene Kinnketten
könntest du haben, wenn du den Schatz gehoben hättest!“
Als im Jahre 1827 die Bautzener Lauenvorstadt abbrannte,
ging Kittan mit seinem Knechte auch dorthin. Auf dem Aachhause—
wege kam er an die Schatzstelle. Dort ergriff ihn eine furchtbare
Angst und er mußzte sich krampfhaft an seinen Knecht anklammern.
Der Schatz warf sprühende Funken in die Höhe, gleich einem
feurigen Springbrunnen. Der Knecht aber sah von alledem nichts.
924. Der Zwergenschatz am Lugaer Kieselfeld.
Luzica 1887, S. 70, übersetzt von Dr. Pilk.
Einst begab sich ein Schusterjunge frühzeitig aus Puscheritz
auf den Weg, damit er neue Stiefel nach Quoos trage. Als er
die Lugaer bschemjenja (Kieselfeld) betrat, erblickte er am Wege
einen dunklen Mann. Dieser sagte zu dem Jungen: „Woher kommst
du und wohin willst du?" Der Junge sagte es ihm furchtsam.
Dann ging der dunkle Mann einige Schritte mit ihm, wobei er
ihn fragte: „Wie alt bist du?" Der Junge wußte erschrocken nicht,
was er rede, und sagte ihm irgend welche falsche Jahre. Das aber