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waren gerade die Jahre, welche derjenige haben mußte, welchem
der große Schatz zugesprochen war, falls er damals frühzeitig an
der Kschemjenja vorbeiging. Da fragte der dunkle Mann noch
einmal, wie alt der Junge sei, und der Junge belog ihn wieder.
Darauf trat der Mann mit dem Jungen zu einem hohen Felsen;
dieser öffnete sich: drinnen stand ein schönes kleines Kästchen und
auf dem Kästchen saß ein Zwerg. Dieser fragte den Jungen: „Wie
alt bist du?“ Der Junge antwortete, wie er vorher gesagt hatte.
Der Zwerg fragte von neuem: „Ist das wirklich wahr, daß du
gerade so alt bist?“ Der Junge erwiderte: „Ja.“ In dem Augen—
blicke prasselte der Felsen zu, und der Lügner erhielt eine solche Ohr—
feige, daß er wer weiß wie weit hinflog. Der Zwergenschatz aber
wartet dort auf denjenigen, welchem er zugesprochen ist.
925. Die drei goldenen Kronen zu Aeschwitz.
Gräße, Bd. II, Nr. 858; Gräve, S. 98.
Als das Rittergut Aeschwitz noch dem Fürsten von Teschen ge-
hörte, ließ derselbe einst einen Goldschmied von Dresden kommen, der
ihm zu einem Weihnachtsgeschenk für seine drei Söhne drei goldene
Kronen anfertigen sollte. Er machte ihm die strengste Verschwiegen-
heit zur Pflicht, und erlaubte ihm nur nach Tische das Zimmer im
alten Schlosse, wo er arbeitete, auf einige Zeit zu verlassen. Gleich-
wohl entdechten die Rinder, nachdem sie lange vergeblich sich be-
müht hatten, hinter das Geheimnis zu kommen, dasselbe doch noch,
und sagten ihrem Vater unverhohlen, daß sie wüßten, was er für sie
zu Weihnachten bestimmt habe. Dies verdroß denselben aber der-
maßen, daß er mit eigener Hand die fertigen Kronen zum Fenster
hinaus in den vorbeifließenden Graben warf, wo sie noch jetzt liegen
sollen. (Vgl. jedoch auch Mr. 289.)