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leuten ausfindig zu machen, bisher ohne Erfolg gewesen sind. So
viel nur weiß man, daß die Königswürde in einer gewissen Familie
erblich ist. Diese Familie soll jedoch vor mehreren Jahrzehnten mit
dem letzten Sproß des wendischen Königsstammes, einer alten siebenzig-
jährigen Frau, ausgestorben sein. Diese alte Frau hat es noch vor
ihrem Tode sehr beklagt, daß sie niemandem offenbaren könne, was
sie von der Sache wisse. Im Spreewalde khnüpft sich die Sage
vom letzten wendischen Fürsten an den Burgberg im Dorfe Burg,
wo er residiert haben soll und wo man allerdings unter anderen
Altertümern goldene Diademe gefunden hat.
Dagegen ist das Bönigliche Blut in der Oberlausitz noch nicht
erloschen. In der Gegend von Bautzen rühmen sich noch mehrere
Wendengeschlechter ihrer #höniglichen Abkunft. (Preusker, Bd. II,
S. 187 ff.)
937. Sebnitz und Lichtenhain, alte heilige Orte der Slaven.
Meiche, Sagenbuch der Sächsischen Schweiz, Ar. 66.
Viele Leute sagen, die Orte Sebnitz und Lichtenhain seien von
Deutschen gegründet worden. Das ist aber nicht richtig. Denn in
Tabor liegt eine uralte Chronik, in böhmischer Sprache geschrieben,
darin steht es zu lesen, wie in alten Zeiten das Volk der Böhmen
oder Tschechen bis nach Pirna gewohnt hat, und daß sie in dem
Talkessel, wo heute noch der Ort mit dem slawischen Mamen Sebnitz
blüht, ihre Volksversammlungen abgehalten haben. In Lichtenhain
aber befand sich ein heiliger Hain, wo sie den alten Göttern opferten,
und der Ort hieß damals Leittelshain oder so ähnlich.
938. Die Zaubereiche bei Großbuch.
Gräße, Bd. I, Nr. 368; Iccander, Sächsische Kernchronik, XIII. Paquet,
CXIV. Couv., S. 13.
Bei Großbuch in der Nähe des Städtchens Lausigk stand
früher eine uralte Eiche, die einen Umfang von 27 Ellen hatte.
Ursprünglich bestand dieselbe aus zwei Zweigen; von diesen war
einer längst nicht mehr vorhanden, der andere aber ist zu Anfange