Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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beschützt werden, und niemand hat das Becken vollständig ohne 
Wasser gesehen. Ein alter Mlann erzählte, er habe einmal eines 
Abends als junger Bursche mit seinen Freunden das Wasser gänz- 
lich ausgeschöpft, doch als sie am nächsten Morgen nachgesehen, sei 
eine größere Aenge Wassers in dem Becken zu finden gewesen als 
vorher, obgleich es die ganze Nacht nicht geregnet hatte. Schon 
oft hätten die Steinmetzen sich an den Stein gemacht, um ihn zu 
zerschlagen und zu verarbeiten, aber der „Uhämel“ (Unheimel?), mit 
dem in der Gegend auch die Mütter ihren Kindern drohen, um sie 
zur Ruhe zu bringen, habe sie stets auf den Arm geschlagen, so 
daß sie von der Arbeit hätten abstehen müssen. Der Taufstein 
wurde deshalb jetzt von ihnen in Ruhe gelassen. Aoch wird erzählt, 
daß in dem Wasserbecken Geld liege.“ 
940. Der Heidenbekehrer Arno von Würzburg wird bei 
Klaffenbach erschlagen. 
Thietmar von Mierseburg, 1, 3. 
A6icht weit von besagtem Flusse (Caminizi) aber erlitt Arno, 
Bischof der heiligen Kirche zu Würzburg, den Tod eines Blutzeugen. 
Als er nämlich, heimkehrend von einem Zuge gegen die Böhmen, 
an der Landstraße gegen Mitternacht in seinem Zelte, das er auf 
  
* Köhler spricht (a. a. O.) die wohl berechtigte Vermutung aus, daß 
der „Taufstein“ ein ehemaliger Opferstein der slawischen Urbewohner ge- 
wesen sei. Die vorstehende Sage soll übrigens in der Gegend von Ober- 
krinitz und Lauterhofen erst im vorigen Jahrhundert aufgekommen sein 
(Bär im „Glüchauf“, XI, S. 25). 
“* Die Stelle, wo der Bischof seinen Tod gefunden hat, soll bei 
dem Orte Klaffenbach auf dem linken Chemnitzufer sein. In diesem Dorfe 
hat sich die Erzählung Thietmars ein wenig verändert bis in unsere Zeit 
erhalten, und ein dort stehendes Steinkreuz mit eingegrabenem Schwert soll 
den Platz genauer bezeichnen. Vgl. Mitteilungen des Kgl. Sächs. Alter- 
tumsvereins, Heft XIV, S. 39 ff. Nach dem dort gegebenen Berichte steht 
das Kreuz auf einer sumpfigen Wiese, wodurch sich die „Lichter“ erklären. — 
Dagegen sucht E. Trauer (Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung 1887 
Ar. 54) als Ort, wo der Bischof erschlagen wurde, den Schloßberg zu Chem- 
nitz zu erweisen und erklärt den Klaffenbacher Kreuzstein einfach als ein 
Sprengelgrenzmal. 
Meiche, Sagenbuch. 49
	        
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