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943. Das Paradies zu Zwickau.
Gräße, Bd. Il, Ar. 607; poetisch behandelt von Ziehnert, S. 350 ff.
Jenseits der Mulde, an der Straße, die von Zwickau nach
Chemnitz führt, befindet sich ein Gasthof, zum Paradies genannt,
der ehedem aber das Ochsenhaus oder der Ratsweinkeller hieß und
seinen Namen von seiner schönen Lage und den schönen Linden,
die in seiner Aähe stehen, erhalten haben soll. Aach einer un-
verbürgten Sage rührt aber derselbe davon her, daß, als Luther
einst zu Zwichau war und seine Predigten solchen Eindruch auf
das Volk machten, daß dasselbe endlich das Kloster oder den Grün-
hainer Hof stürmte, die Mönche eines Abends Luthern zu einem
angeblichen Kranken in eine entlegene Straße lochten, um ihn zu
ermorden. Es gelang jedoch dem großen Reformator, sich ihren
Händen zu entreißen und in ein offenstehendes Haus zu flüchten,
zu dessen Besitzer er sagte, dies Haus sei für ihn ein wahres
Paradies geworden, und davon habe dasselbe den Namen behalten.
944. Dr. M. Luther vergilt einem Bergmanne zu Altenberg
Böses mit Gutem.
Gräße, Bd. I, Nr. 232; Mlatthesius, XVII, Predigt über das Leben
Lutheri, Nürnberg 1583, S. 196; Aleißner, Umständliche Nachrichen von
Altenberg, Dresden 1747.
Im Jahre 1522 haben eine Menge Leute zu Altenberg ein
hölzernes Bild, das wie Luther angezogen war, gemacht, dasselbe
vor ein aus fingierten Richtern und Schöppen gebildetes Gericht
geführt, es wegen Ketzerei verklagt und verurteilt und dann mit
großem Geschrei und Lärm auf den Geisingberg geführt und am
Sonntag Lätare an einem aus 25 Fudern Holz bestehenden Feuer
verbrannt, nachdem vorher ein gewisser Bergmann darüber den
Stab gebrochen und das Urteil gesprochen hatte. Zwanzig Jahre
nachher kamen zwei Bürger aus Altenberg zu Dr. Ml. Luther gen
Wittenberg und bringen ihm einen schönen Handstein so nennt man
die reichhaltigsten Zinnstufen) von rotgüldenem Erze, worauf sie der-
selbe zu Tische bittet. Da sagt der eine, sein Kamerad habe sich