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die Menge Zuhörer nicht fassen konnte. Wegen dieser Begebenheit,
obgleich einige an ihrer Wahrheit zweifeln, wird jährlich zu Fast—
nacht eine Gedächtnispredigt gehalten.
946. Der Pfaffenstein bei Lauenhain.
Funk-Sauer, Zur Geschichte der Stadt Mittweida und ihrer Umgebung,
Mittweida 1898, S. 38.
Unterhalb der Lauenhainer Mühle bei Mittweida steigt eine
Felswand schroff aus der Zschopau empor. Es ist der sogenannte
Pfaffenstein. Die Volkssage berichtet, durch Luthers Predigt bei
Ringethal sei das Volk so erregt worden, daß es dem einheimischen,
katholischen Dorfpriester ans Leben wollte. Auf seiner Flucht sei
derselbe aber auf den isolierten Felskegel geraten, von dem er sich
vor seinen Verfolgern in den Fluß gestürzt habe, weshalb man dem
Felsen den Aamen „Pfaffenstein“ beigelegt habe.
947. Das Münchskalb zu Freiberg.
Gräße, Bd. I, Ar. 279; Moller, Bd. II, S. 179; vgl. Bd. I, S. 213.
Den 29. Juni 1523 ist zu Freiberg im öffentlichen Kuttelhofe
in einer geschlachteten Kuh, so einem Bauer zu Klein-Waltersdorf
zugehörte, das sogenannte Aönchskalb gefunden worden. Dieses
Kalb hat einen runden, ungestalteten Kopf gehabt und oben darauf
eine Platte wie ein Pfaffe, samt zwei großen Warzen wie kleine
Hörner: mit dem Untermaule ist es einem Menschen, mit dem obern
und der Aase einem Kalbe gleich, sonst aber ganz glatt am Leibe
gewesen; es hat die Zunge lang aus dem Alunde herausgestrecht;
die Haut am Halse und Rücken herunter hat wie eine gewundene
Aönchskutte ausgesehen, an den Seiten aber vorn und an den
Beinen ist es voller Ritze und Schnitte gewesen, als wenn die
Kutte zerhauen oder zerschnitten wäre. Solches Ungeheuer ist von
Dr. M. Luther in seinen Schriften (Bd. IX d. Witt. A. k. 187), wo