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es auch abgebildet wird, neben der Beschreibung des Papstesels“,
den man 1496 zu Rom gefangen, gedeutet worden; Melanchthon
aber (Epist. ad Camerarium p. 22) meinte, daß durch dieses Kalb
die Verderbnis der lutherischen Lehre in fleischliche und verderbliche
Meinungen, wie sie zu selbiger Zeit im Schwunge gewesen, ange—
zeigt worden, inmaßen auch bald hierauf ein Schwein zu Halle in
den Osterfeiertagen ein Ferklein geworfen, welches einem Pfaffen
in Gestalt des damaligen Habits ganz ähnlich gesehen. Es hat
aber gedachtes Mönchskalb die Autorität der Geistlichen, so dem
Papste zugetan gewesen, sehr verringert, also daß auch die Berg—
leute ein besonderes schimpfliches Lied davon gedichtet und dasselbe
den Mönchen und Pfaffen zu Spott und Hohn lange Zeit allhier
gesungen mit Bezug darauf, daß der Fleischer mit Vorbedacht und
Willen das Fleisch von der Kuh, in welcher man das besagte Mönchs—
kalb gefunden, niemandem als den Canonicis, Mönchen und an—
deren Geistlichen gelassen und solche dasselbe unbewußt verzehrt
haben.
948. Klostersage aus Gottleuba.
Sachsens Kirchengalerie, 5. Abt., Inspektion Pirna, S. 30.
Die sehr alte Kirche in Gottleuba soll vor der Reformation
zu einem hier befindlichen Kloster gehört haben, von welchem aber
keine Spur mehr vorhanden ist. Es geht nun die Sage, daß die—
selbe einst viele kostbare Kirchengeräte und andere Schätze besessen
* S. Deuttung der zwo grevlichen Figuren Bapstesels zu Rom und
Mlunchkalbs zu Freyberg ju Meyssen, funden (durch Dr. M. Lutherum). Witten-
berg 1523. 4. Der Papstesel, ein Monstrum mit einem Eselskopfe, mit einem
weiblichen, mit Schuppen bedeckten Leibe, mit Ochsenfuß und Vogelklauen,
statt der rechten Hand einen Eselsfuß, mit der Unterschrift: Monstrum Romae
inventum mortuum in Tiberi Anno 1496, bildet auch Bl. 1 des Cranachschen
Holzschnittwertes: das Papsttum von 1545 (beschr. im Allg. Lit. Anz.,
Bd. IV, S. 94 ff.; Serapeum 1841, S. 33 ff.; Chr. Schuchardt, L. Cranach
und seine Werke, Leipzig 1851, Bd. II, S. 248 ff.). Der Papstesel, das
Aönchskalb und der Säupfaffe sind abgebildet bei Lycosthenes, Wunder-
werk, S. CCCCLN u. CCCCLXXIII. S. a. Seidemann, Beitr. z. Reform.=
Gesch., Bd. J, S. 200 ff.