Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Einst, so erzählt nun die spätere Sage, trieb er selbst bitteren 
Spott mit seiner Hilfsbedürftigkeit. Er traf auf einen Hirten, der 
auf einsamem Felde seine Herde weidete, und sprach zu ihm: „Ich 
bitte dich, strecke deine Hand aus und fange mich.“ Der Hirte tat, 
um was ihn der Unbekannte gebeten, ergriff einen Zipfel seines 
Kleides und hielt ihn, wie man einen Gefangenen zu halten pflegt. 
Da sagte der Markgraf: „Jetzt erzähle allen, daß du den Mark- 
grafen von Meißen als Gefangenen gehalten hast.“ Darob erschrak 
der Hirte und ließ ihn unter Entschuldigungen wieder frei, erzählte 
dann aber allen, was ihm begegnet war. 
954. Der treue Haberberger von Freiberg. 
Köhler, Sagenbuch, Vr. 745; nach Moller, Theatrum, Freiberg. Chron. U, 
S. 43. 
Als Friedrich der Freidige, vom Kaiser Adolf besiegt, elend 
im Lande umherzog, kam er von einem einzigen Diener begleitet 
und unerkannt in eine Schmelzhütte, in welcher ein Freiberger 
Bürger, namens Haberberger, einen starken Blick Silber abtrieb- 
Als er nun gefragt, wem so viel Silber zustände, und darüber be- 
richtet worden war, hat er den Haberberger allein vor die Hütte 
geführt, sich zu erkennen gegeben und ihn um das Silber angesprochen. 
Haberberger hat ihm dies nicht allein willig zugestellt, sondern ihm auch 
versprochen, daß er ihm nach wenig Tagen, wenn er es geschmolzen, 
noch mehreres geben wolle. Alarkgraf Friedrich nahm es mit Dank 
an, und da ihm in der Folge noch mehrere reiche Bürger heimlich 
von ihren Ausbeuten zuschichten, warb er neues Kriegsvolk an, 
mit dem es ihm gelang, in seinem Lande wieder festen Fuß zu 
fassen. Er konnte sich um so mehr darin behaupten, als bald dar- 
auf der Kaiser abgesetzt wurde und in einer Schlacht mit seinem 
Gegenkaiser sein Leben einbüßte. Haberberger aber wurde reichlich 
beschenkt und erhielt mancherlei Freiheiten.
	        
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