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fräulein haben große Wäsche — ringsum ist alles ruhig, der
Wanderer sieht die blanken Linnen, ohne zu wissen, wem sie ge—
hören und warum man an diesem einsamen traulichen Plätzchen
Wäsche bleicht. Wehe dem, der etwas davon stiehlt; bringt er's
nicht vor dem Schlusse der Stunde wieder, so geschieht ihm ein
Unrecht an Leib und Leben. Einst ging ein Knabe von Mebers-
reuth gebürtig, den seine Eltern nach Adorf geschickt hatten, zur
Mittagszeit nach Hause. Er kannte die Sage noch nicht und war
erstaunt, dort eine Alenge der schönsten Bettücher, Taschentücher,
Hemden usw. auf der Bleiche ausgelegt zu sehen. Er fand sich
versucht, ein kleines, mit feinen Spitzen versehenes Taschentuch mit-
zunehmen. Wie er fortging, wurde dasselbe in seiner Hand immer
dünner und dünner, so daß es, als er es zu Hause seiner Mutter
einhändigen wollte, nur noch wie Spinnwebe war. Diese, die Ge-
fahr wissend, in welche sich der Knabe durch seine Voreiligkeit ge-
bracht hatte, sandte denselben schleunigst an den Ort zurück mit
dem Befehl, das Tuch wieder an diese Stelle zu legen. Der Knabe
eilte und erreichte noch vor dem Schlage 1 Uhr die Stelle, legte
das Tuch wieder zu der andern Wäsche und sofort war es wieder
weiß und dicht wie vorher. Kaum hatte er aber den Bücken gekehrt,
so war die ganze Wäsche verschwunden. Die Mittagsstunde war
vorüber. Dem Knaben geschah jedoch Rein Leid.
Der Kirchner Just von Adorf, hatte die Gewohnheit, täglich
von Adorf bis ans alte Schloß spazieren zu gehen. Einstmals
fand er dort einen alten guten Groschen. Als er am andern Tage
wieder zu derselben Stelle Kkam, lag abermals so ein Groschen da,
den er aufhob und mitnahm. Dies wiederholte sich von nun an
täglich. Just sammelte diese Groschen und hob sie gut auf, ohne
jemandem indes etwas davon zu sagen. Nach längerer Zeit,
während welcher er seine Spaziergänge täglich fortgesetzt hatte,
fand er an derselben Stelle zwar Neinen Groschen, aber es stand
dafür ein Kelch da von Silber und vergoldet, und eine Stimme
aus dem Berge rief: „da hast du deinen Becher, die Groschen
sind alle!“ Er nahm den Kelch, legte zu Hause sämtliche Groschen
hinein und siehe, er wurde gerade davon gefüllt. Kelch und Gro-
schen schenkte der fromme Just aber der Kirche; was aus den
Groschen geworden, weiß man nicht, der Kelch aber wird noch heute
in der Kirche zu Adorf benutzt.