Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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ein adeliges Fräulein, Hertha von der Planitz, in die Kirche eilte, 
das Marienbild vom Altare nahm und dieses dem Feldhauptmann 
Cuno von Witzleben, der zu Pferde vor der Kirchtüre hielt, mit den 
Worten zeigte: „Halt ein, du Gottloser! Diese Heilige wohnt in 
dieser Kirche, und wird dich bei ihrem Sohn verklagen. Ich trage 
sie zurück in ihr Heiligtum und werde mich selbst mit ihr verbrennen 
lassen!“ Der Feldhauptmann ließ zwar die Pechkränze wieder weg— 
tragen, doch nun die Türe der Kirche erbrechen und diese ausrauben; 
jedoch befahl er, jenes heldenmütige Edelfräulein mit ihrem Marien— 
bilde zu verschonen. Dies geschah 1447. 
968. Der Totenweinbach. 
Gräße, BRd. II, Ar. 653; Jahn, Chronik von Oelsnitz, S. 373. 
Ein Bach, der zum obern Bezirke der Vogtländischen Perlen- 
sischerei gehört, ist der Freiberger, auch der Totenweinbach genannt. 
Er heißt so nach dem Dorfe Freiberg, das seitwärts von Adorf 
nach Roßbach gelegen ist, teils nach einer Sage, welche erzählt, daß 
damals, als König Ferdinand im Schmaltkaldischen Kriege über 
Adorf herein in die Länder des geächteten Rurfürsten Johann 
Friedrich einfiel, an diesem Bache ein mörderisches Gefecht vorfiel, 
in welchem das Blut stromweise geflossen sein soll. Zum Andenken 
an dieses schrechliche Ereignis heißt daher heute noch dieser Bach 
der Totenweinbach. 
969. Die Sage vom Kuhstalle bei Lichtenhain. 
Gräße, Z—d. 1, Nr. 201; Hofmann, S. 364 ff.; Curiosa Sax. 1743, S. 196 ff. 
In der ANähe des Marktflechens Lichtenhain, der eine Stunde 
von Schandau entfernt ist, befindet sich ein hoher Felsen, früher 
der Hausberg genannt, welcher eine große, von der Natur gebildete 
Halle enthält, in welche man durch das zehn Ellen hohe und zwölf 
Ellen breite Tor, das völlig gerundet und gewölbt ist, tritt. Weil 
dereinst in den wilden Zeiten des Dreißigjährigen Krieges die Bauern 
der Umgegend ihr Vieh hineingeflüchtet haben sollen, so hat man 
diese Höhle den Kuhstall genannt. Ubrigens sind auch noch mehrere
	        
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