Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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976. Wunderzeichen und Traumgesichte vor dem Prinzen- 
raube. 
D. W. Triller, Der sächsische Prinzenraub oder der wohlverdiente Köhler 
in einem Gedichte fürgestellet, Franckfurt a. M. 1743, S. 34; Jl(ohann) 
Blulpius), blagium Kauffungense, Weißenfels 1704, XVII; W. Schäfer, 
Der Montag vor Kiliani vor 400 Jahren, Dresden 1855; nach F. Maurer, 
Amphitheatrum magiae universae, AMürnberg 1714, S. 360, teilweise bei 
Gräße, ZBd. 1, Ar. 4. 
Biel Zeichen schienen den Prinzenraub anzudeuten: 
Des Nachts hörte man von selbst die Glocken läuten; 
Ein fürchterlich Geheul erschallte hier und dar; 
Das Schloßtor ging selbst auf, das doch verschlossen war. 
Wan hört im Schlosse was mit schwerer Rüstung gehen, 
Dies blieb nun insgemein am Prinzenzimmer stehen. 
Auch um das Schloß herum ward öfters bei der Nacht 
Von Waffen, Roß und Mann ein leer Geräusch gemacht. 
Zwei Pferde, welche sonst die Prinzen tragen müössen, 
Die hatten sich von selbst im Stalle losgerissen 
Und liefen atemlos, mit Schnauben hin und her, 
Als ob sie etwas trieb, das ihnen schreckbar wär. 
Besonders war der Fall beachtenswert zu schätzen: 
Die Fürstin (Kurfürstin Margarethe) hielt sich zwei Vögel zum Er- 
Sie hüpften frei umher und jeder war so zahm, getzen. 
Daß er aus ihrer Hand das Futter willig nahm. 
Einst Kommt in schnellem Flug ein Habicht hergefahren, 
Dringt durch die Fenster ein, die eben offen waren 
Und stößet ungescheut auf beide Vögel los; 
Die aber suchen Schutz in ihrer Fürstin Schoß. 
Allein sie können sich daselbst nicht sicher schauen, 
Der Näuber reißet sie doch mit den scharfen Klauen 
Von dieser Freistatt weg und führt sie durch die Luft, 
Wie sehr man auf ihn stürmt, wie stark man schreit und ruft. 
Wan jagt ihm endlich nach und schießet ihn darnieder, 
Bekommt die Vögel auch, zwar schwach, doch lebend wieder. 
Die Fürstin ist zum Teil bestürzet, teils erfreut, 
Der Vögel Wiederkunft vermindert zwar ihr Leid; 
Allein die freche Tat des Habichts macht ihr Sorgen, 
Doch bleibet ihr davon die Deutung noch verborgen. 
Sie zweifelt, hofft und zagt; denkt aber doch dabei, 
Daß ihr nicht ungefähr dies widerfahren sei. 
Auch durch böse Träume wurde die Fürstin geängstigt. In 
der Nacht (vor dem Prinzenraube), ehe Se. Rurfürstliche Durchlaucht
	        
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