Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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unter dem felsigen Schloßberge stand und von der Königin Libussa 
gegründet worden ist. Auf den neueren Siegeln sitzt diese Frau 
entweder mit entblößtem rechten Beine zwischen zwei Felsen, was 
sagen will, daß Frauenstein zwischen dem Schloß- und Sandberg 
erbaut ist, oder sie springt zwischen den Bergen hervor, indem das 
rechte Bein noch in denselben steckt, was bedeutet, daß die Stadt 
ihre Einnahmen aus dem damals noch florierenden Bergbau ge- 
zogen habe. 
1015. Das Buttertöpschen bei Frauenstein. 
Köhler, Sagenbuch, Nr. 596; „Glückauf“, 3. Jahrg., Nr. 3; Bahn, Das 
Amt, Schloß und Städtchen Frauenstein, 1748, S. 7. 
Das Buttertöpfchen heißt im Munde des Volkes ein Felsen- 
zahn bei Frauenstein. Ohne äußerlich sichtbaren Zusammenhang 
mit dem nahen und breiteren Quarzfelsen, der unter dem Namen 
„Weißer Stein“ aus Geographien bekannter ist, erhebt er sich nicht 
allzuhoch aus freiem Felde, etwa 100 Schritte westlich von der 
Freiberg-Frauensteiner Chaussee, von der er jedem Passierenden ins 
Auge fällt, und ebensoweit von dem ihn gegen Abend in mittäg- 
licher Richtung umsäumenden „Hohebusch“, einem ausgedehnten 
Fichtenwalde des Frauensteiner Staatsforstreviers. Seinen Volks- 
namen „Buttertöpfchen“ soll er davon erhalten haben, daß hier 
lagernde Hussiten vor ihrem Abzuge, zum Andenken an ihren schrech- 
lichen Aufenthalt, die Umrisse eines Kelches in eine Seitenfläche des 
Felsen eingegraben, woraus die damals dem katholischen Dogma 
der Kelchentziehung noch fest anhangenden Umwohner oder ihre 
Geistlichen zum Spott, wegen der Ahnlichkeit der Figur, ein Butter- 
näpfchen oder --töpfchen gemacht haben sollen. Die andere Annahme, 
daß der Volksmund den isolierten, im Laufe der Jahrhunderte ziem- 
lich verwitterten Felsen wegen seiner eigenen Ahnlichkeit mit einem 
solchen Gefäße so genannt habe, hat deswegen weniger Wahrschein- 
lich#eit für sich, weil eine solche Ahnlichkeit von keiner Phantasie 
zu entdechen sein dürfte. Aoch gibt es eine dritte Sage, nach 
welcher der Felsen seinen Namen von folgender Begebenheit haben 
soll: Es gingen einst zwei Burschen mit Butter von Burkersdorf 
nach Frauenstein. Als sie in die Aähe des Felsens kamen, gerieten 
sie miteinander in Streit, und sie warfen sich in der Hitze mit ihren
	        
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