Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 29 — 
28. Die Ritter im Greifensteine. 
Gräße, Bd. J, Ar. 516. 
Ein Wanderer, namens Jahn, irrte bei Aacht einst in der 
Gegend des Greifensteins bei Thum im Walde umher. Da trat 
ihm plötzlich eine zwerghafte Geistergestalt entgegen und winkte 
ihm zu folgen. Aicht ohne Grauen folgte Jahn. Uber Stock und 
Stein führte ihn der Zwerg, bis sie endlich an eine Höhle Ramen, 
die sich, sobald sie eintraten, mächtig erweiterte und ein prächtiges 
Ansehen gewann. Die Wände waren von Silber, die Tische und 
Stühle von Gold. Tausend kristallene Leuchter mit langen Kerzen 
verbreiteten einen blendenden Glanz über das ganze Gewölbe. 
Zwölf Müänner in stattlichen Rittergewändern mit langen Bärten 
saßen an einer langen Tafel und speisten. Der Zwerg lud den 
erstaunten Jahn ein, sich zu setzen und am Mahle teilzunehmen. 
Der Hunger besiegte die Schüchternheit, — Jahn setzte sich und aß 
und trank von dem, was ihm der Zwerg bot. Mie noch hatte er 
so Röstlich getafelt; er ward erquicht und allmählich getrosten und 
frohen Mutes. Die zwölf Männer schienen sich über ihn zu freuen 
und geboten dem Zwerge, sein BRänzel zu füllen. Miit herzlichen 
Worten schied Jahn von seinen gastfreien Wirten. Der Zwerg 
führte ihn aus der Höhle, die, wie Jahn jetzt bemerkte, im Greifen- 
stein war und geleitete ihn auf die Straße, welche nach Böhmen 
führte und auf welcher Jahn sich nicht mehr verirren konnte. 
Dann verschwand jener. Als nun Jahn sein Ränzel umpackte, um 
zu sehen, womit ihn die freigebigen Geister beschenkt hatten, da 
fand er in demselben eine ziemliche Anzahl Barren gediegenen 
Goldes und Silbers. Voller Freuden gelobte er, dasselbe recht 
gut anzuwenden. Er baute also in der Gegend des Freiwaldes 
bei Thum mehrere Häuser, welche er armen Leuten ohne Milietzins 
überließ und tat auch sonst allerlei Gutes an Kranken und Armen. 
Später, als die Zahl jener Häuser sich vermehrte und ein ganzes 
Dorf daraus entstand, ward dasselbe ihm zum Andenken Jahns- 
bach genannt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.