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1033. Die Entstehung von Dippoldiswalde.
Gräße, Bd. J, Ar. 216; Peccenstein, Theatrum Saxon., Teil II, S. 14;
Klotsch u. Grundig, Sammlung verm. Nachr. z. Sächs. Gesch., Chemnitz
1768, Teil II, S. 4; Curiosa Sax., 1738 S. 355 ff., 1781 S. 150 ff.
Zwei Meilen von Dresden liegt an der sogenannten Dippoldis-
waldischen Weißeritz, welche gleich unter Altenberg auf der sogenannten
Weicherd entspringt, die Stadt Dippoldiswalde, deren Ursprung die
Sage also berichtet. Es soll in der Mitte des 10. Jahrhunderts,
wo die ganze Gegend noch unangebaut und von einem einzigen
Walde bedecht war, davon man heute noch einen Felsen den Ein-
siedlerstein (den Einsiedel) nennt, ein Eremit namens Dippoldus
(aus dem adeligen Geschlechte derer von Clohmen) gewohnt und ein
so heiliges Leben geführt haben, daß er vom Papste kanonisiert
ward. Aun hat zur selbigen Zeit Herzog Boleslaus, der Gottlose,
von Böhmen, der an seinem Bruder, Herzog Wenzel dem Heiligen
(nach einigen wäre es jedoch nicht Boleslaus, sondern Wenzel ge-
wesen), einen Brudermord verübt hatte, vom bösen Gewissen ge-
trieben, in dieser Gegend häufig, um dasselbe zu betäuben, dem
Weidwerke obgelegen und ist bei dieser Gelegenheit einmal in die
Aähe der Einsiedelei des H. Dippold gekommen, hat denselben hier
angetroffen, sich mit ihm in seine Klause begeben und ist von dessen
heiligem Wandel dermaßen gerührt worden, daß er sich von ihm
taufen ließ, sich von seinem gottlosen Leben völlig bekehrte und
dem Einsiedler zu Ehren nicht weit von dessen Klause eine Kapelle
(da wo jetzt die Stadttbirche steht) erbaute, welche er Sancti Dippoldi
Silva nannte, mit vielen Freiheiten begabte und den H. Dippold
daselbst zum Priester einsetzte (um 930), inmaßen die ganze Gegend
damals noch unter böhmischer Herrschaft stand. An diesem anfäng-
lich nur der Kapelle beigelegten Namen hat nachmals die nachher
erst geschaffene Kommun Anteil genommen und die dahin gebaute
Stadt Dippoldi Wald oder Dippoldiswalde genannt, weil schon bei
Lebzeiten des Einsiedlers um diese Gegend der Bergbau also be-
triebeen ward, daß sich dorthin eine große Anzahl Leute zogen, welche
sich anfänglich im Grunde an der dort vorbeifließenden Roten Weißeritz
ansiedelten, nachmals, als sie durch häufige Uberschwemmungen des
Flüßchens beunruhigt wurden, ihren Wohnsitz auf die Höhe an den-
jenigen Ort verlegten, wo die Stadt noch steht. Ubrigens ist der