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1048. Der Eigen.
Gräße, Bd. II, Ar. 774; A. Laus. Mag., Bd. VIII, S. 387;
Haupt, Bd. I, S. 67.
Der Landstrich in der Oberlausitz, welchen das Städtlein Bern-
stadt und die Dörfer Alt-Bernsdorf, Schönau, Dittersbach, Ober-
und Nieder-Kießdorf, Cunnersdorf und Naundorf mit dem Nonnen-
walde umfaßt, heißt bis auf diesen Tag noch der Eigen, und zwar
aus folgendem Grunde:
Um das Jahr Chr. 1320 wohnte der Besitzer aller dieser
Güter, ein Herr von Biberstein, auf dem schönen Hutberge in einem
prächtigen Schlosse mit seiner frommen und züchtigen Gemahlin,
einer Schwester der damaligen Abtissin des Klosters Marienstern.
Obwohl er aber an allen Erdengütern AUberfluß hatte, so wurde
ihm doch von Gott das Geschenk eines Leibeserben versagt; darum
vermachte er alles, was er besaß, dem Kloster, dergestalt, daß die
Abtissin, seine Schwägerin, es, solange sie lebe, eigentümlich besitzen
solle. Andere sagen, er habe es der genannten Abtissin als Eigen-
tum vermacht und diese es dann dem Kloster hinterlassen. Genug,
von da an wurden diese Güter „Der Abtissin Eigen" oder kurzweg
„Der Eigen“ genannt.
1049. Sage von der Gründung Löbaus.“
Gräße, Bd. I, Nr. 781; Pönicke, Album der Schlösser und Rittergüter
in Sachsen, Heft 22, S. 35; Oberlaus. Kirchengalerie, S. 149.
Auf dem Wege von Großschweidnitz nach Löbau befindet sich
ein herrlicher Quell, mit welchem eine Sage von der Entstehung
Löbaus zusammenhängt. Vor länger als 1000 Jahren lebte ein
junger Slavenhäuptling, der die Tochter eines andern reichen Häupt-
lings hoffnungslos liebte. Mlink, so hieß der Verliebte, verübte
Wunder der Tapferkeit; er Rkämpfte mit den furchtbarsten Bestien
der Wälder, bändigte die wildesten Rosse und warf den stärksten
Mann zu Boden, aber der Vater seines Liebchens blieb Ralt und
stolz gegen den Jüngling und duldete kaum, daß er mit der Jung-
* Die Sage trägt stellenweise die Zeichen der Erfindung und würde
auch unter Teil III eingestellt werden können.