Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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vom Himmel fallen; dem sollte er alsbald nachgehen und an dem 
Orte suchen, so würde er daselbst in der Erde einen großen Schatz 
finden, davon er sich unterhalten und in seiner Armut leben könnte. 
Sobald es nun Tag geworden, wäre der Bergmann aufgestanden, 
hätte Gott im Gebete angerufen, daß er ihm gnädig sein und den 
Traum erfüllen wolle. Hernach wäre er in den Wald gegangen, 
hätte den ganzen Wald durchsucht, bald auf die Erde, bald gen 
Himmel gesehen und nicht ohne große Hoffnung zu Gott gebetet, 
um das ihm im Traume versprochene Feuer sehen zu lassen. Wider 
Vermuten wäre hernach ein Gewitter am Himmel aufgestiegen, daß 
es mit einem starken Donner in den Wald geschlagen. Da wäre 
dann der Bergmann geschwind gegangen und hätte alles durchsuchet, 
um zu sehen, wo es hingeschlagen. Da er den Ort gefunden, habe 
er alsbald die Wünschelrute genommen und sie feste in die Höhe 
gehalten; die Rute hätte sich aber in der Hand so sehr gewendet, 
daß er solche fast nicht erhalten können, und also gezeiget, daß der 
Schatz des Silbers hier an diesem Orte in der Erde verborgen 
liege. Hierauf habe der Bergmann nachgegraben und auch wirklich 
einen reichen Gang entdeckt. (Die Grube St. Briccius, nach Gräße 
„Das himmlische Heer“.) Dieser glückliche Finder wäre hernach zu 
den Bauersleuten gegangen, hätte ihnen sein Glück angezeiget, viele 
von denselben zu Gehilfen in seiner Arbeit genommen und dieselben 
seines Schatzes teilhaftig gemacht, worauf sie dann viele Erze ge- 
wonnen und schmelzen lassen. Da sich nun der Ruf davon allent- 
halben ausgebreitet, so wären von allen Orten und Enden viele 
Fremde hierher gekommen, das neu von Gott bescherte Glück zu 
sehein; viele hätten auch hernach unten gegen Abend, wo der Berg 
abfällt, noch viele andere reiche Gänge durch die Rutengänger ent- 
dechet, und auf solche Art wäre also zuerst durch die Gnade des 
großen Gottes das Bergwerk daselbst entdechet worden. (Etwas 
abweichend auch bei Gräße, Ar. 523.) 
III. Zur Zeit Friedrich des Weisen lebte im oberen Erzgebirge, 
nicht weit vom Schreckenberge, ein alter, schlichter Bergmann mit 
Aamen Daniel Knapp. Nach alter frommer Sitte beugte er jeden 
Abend seine Knie vor dem Mrttergottesbilde. Als er dies eines 
Abends wieder getan hatte, legte er sich nieder. Da erschien ihm 
im Traume die heilige AMltter Anna und befahl ihm, an der Stelle, 
welche sie ihm im Traume zeigte, einzuschlagen. Verwundert über
	        
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