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den seltsamen Traum, machte sich der Bergmann auf und wanderte
nach Wittenberg, wo damals der Kurfürst weilte. Zagend trat
Daniel Knapp vor denselben hin und bat ihn, daß er ihm seinen
Traum erzählen dürfe. Der Kurfürst hörte verwundert dem Berg—
manne zu, und als er geendet hatte, folgte er ihm mit seinem
Kanzler und begleitet von Rittern und anderen Herren. Am Fuße
des Schreckenberges, an der Stelle, welche ihm im Traume geoffen—
bart worden war, schlug darauf der Bergmann kräftig ein und bald
strahlte dem Kurfürsten und seinen Begleitern heller Silberglanz ent—
gegen. Darauf ließ der Kurfürst zur Erinnerung an den wunderbaren
Fund die sogenannten Engelsgroschen prägen, und wenig Jahre
später entwickelte sich aus den Ansiedelungen, die in der Nähe des
silberreichen Schreckenberges gegründet wurden, die Stadt Anna—
berg. (Vgl. auch Ar. 1074 und 1076.)
1076. Der Fronleichnams-Stollen bei Annaberg.
Köhler a. a. O., Nr. 507; Richter, Chronica der freyen Bergstadt
St. Annaberg, 1746, S. 18, und Gräße, Bd. I, Nr. 512, nach Textor,
Histor. Bildersaal, Meißen 1834, S. 279.
Dieser Stollen hat sich von ohngefähr einem Fischer entblößet;
denn als dieser unter Buchholz fischte und mit dem „Stirreln“ an
dem Ufer das Wasser trübe machen wollte, so brach ein Stück vom
Ufer ein und entblößte eine Bergart, die von Farbe grünlich war
(dem Gänsekote gleich). Solches geschah am heiligen Abende des
Fronleichnamstages im Jahre 1495.
Dem Finder fiel diese Bergart auf; er nahm etwas davon in
die Hand, und da er bemerkte, daß sie schwerer als anderes Erd-
reich war, so trug er davon mit heim und ließ es in Geyer pro-
bieren, wo man denn fand, daß diese Gangart zwei Lot fein Silber
enthielt. Nun mutete jener den Gang, gab ihm den Namen Fron-
leichnams-Stollen, und derselbe lieferte bis zu seinem Erliegen die
große Summe von 400000 Güldengroschen (Speziestalern) Aus-
beute. — Gräße verschmilzt diesen Fischer mit dem Bergmann
Aiezel und verlegt den weiteren Stollenbau am Schrecken= und
Schottenberge auf einige Monate später. Das Dorf Frohnau soll
nun die herbeigeströmte Alenschenmenge nicht mehr haben fassen
Meiche, Sagenbuch. 55