Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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hüllt, auf dem nämlichen Platze, wo ihm der Geist in den Weg 
getreten war. 
Aachdem er sich von seiner betäubenden Angst wieder ein 
wenig erholt hatte, verfolgte er den wohlbekannten Heimweg mit 
eiligen Schritten und dachte der wunderbaren Begebenheit nach. 
Er ärgerte sich im geheim nicht wenig über die höllische Belohnung, 
die er in seinem Hute vor sich hin trug, und hätte die Kohlen gern 
auf die Seite geworfen, wenn er nicht die vermeinten bösen Geister, 
die im Windberge hausten, wider sich aufzubringen befürchtet hätte. 
Es war ihm ohnedies nicht wohl dabei zu Mute, daß der Hut 
immer schwerer wurde, die Last nahm mit jedem Schritte zu und 
kaum vermochte er sie mehr zu tragen: allein die Furcht gab ihm 
Kräfte, und so schleppte er sie geduldig mit fort. Kaum aber hatte 
er seine Wohnung erreicht und die Haustüre aufgeschlossen, so 
schüttete er die schweren Kohlen nebst dem, was sie sonst noch er— 
schwert haben mochte, mit einem Male auf die Seite, und warf die 
Türe geschwind hinter sich zu. Er kroch so eilig als möglich in 
sein Bette, zog die Deche über den Kopf und drückte noch unter 
derselben die Augen so fest zu, als er konnte; allein die Bilder des 
Zauberschlosses schwebten ihm noch immer vor Augen, bis endlich 
die Müdigkeit der Geschäftigkeit seiner Einbildungskraft Einhalt 
tat und der ganze Görge mit Leib und Seele in einen tiesen Schlaf 
versank. 
Als er am Morgen erwachte, stand der ganze Zauber mit 
aller Lebhaftigkeit wieder vor ihm da. Er sprang sogleich aus dem 
Bette, um seinen Hut zu besehen, der seiner Meinung nach ganz 
verbrannt sein mußte, aber zu seinem größten Erstaunen fand er 
den Hut unversehrt. Indem er ihn so verwundert von allen Seiten 
herumdrehte, fiel aus einer kleinen Offnung im Futter ein Gold- 
stück heraus, dergleichen er noch nie eins in Händen gehabt hatte. 
Auf einmal enträtselte sich ihm nun die Belohnung mit den glühen- 
den Kohlen, sowie die sich immer vermehrende Schwere derselben. 
Mit großer Begierde sprang er vors Haus, nach den ausgeschütteten 
Kohlen zu sehen, allein statt der gehofften Goldstücke fand er nichts 
als ein Häufchen toter Steinkohlen. Er raffte sie alle emsig zu- 
sammen und trug sie hinein auf den Tisch, allein sie wollten weder 
erglühen, noch in Gold sich verwandeln. Er tat sie wieder in den 
Hut, allein auch dieser Versuch lief fruchtlos ab.
	        
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