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Venetianer, weil sie größtenteils aus Venedig stammten. Doch
kamen auch welche aus Florenz, aus dem Veltlin, Wallis und
Graubünden (Churwalen); andere sollen aus Walheim bei Macheln
in den A#ederlanden gekommen sein. So haben zu Gablenz im
Schönburgischen an einem Orte im Oberdorfe Venediger alle Jahre
Goldkörner „ausgeküttet", und nach Auffindung der Bergwerke zu
Annaberg sind die Walen auch dahin gekommen und haben das
reichhaltige Erz geschmolzen und auf eine bessere Art gut gemacht, als
die dasigen Bergleute konnten. Weil die Venetianer diese Schmelz-
kunst als ein Geheimnis für sich behalten wollten, sich aber doch einer
unter ihnen fand, der die Kunst auch anderen mitteilen zu wollen schien,
so erkauften sie einen Mörder, der nach Annaberg reiste und diesen
ermordete. Der Getötete hieß Johann Mengemeyer, und geschah
dies im Jahre 1514 (Annab. Chron., c. 9). Man kennt von solchen
Walen u. a. folgende mit Namen: Dr. Markus und M. Hieronymus
von Venedig und Piger, Antonius von Florenz, Bastian Dersto
von Venedig, Matz Nic. Schlascau, Adam und George Bauch,
Christoph und Hanß, Friedrich und Barthel Fratres und Mioses
Hojung von Venedig, die sich von 1400—1608 im Gebirge auf-
gehalten haben oder an Flüssen ertappt worden sind. AUbrigens
scheinen diese Leute sehr oft von guter Herkunft gewesen zu sein.
Denn man erzählt, daß einst ein sächsischer Edelmann einen solchen
Walen häufig auf seinem Grund und Boden ertappt habe, wie
derselbe Erz suchte und wegschleppte; er ermahnte ihn erst, davon
abzustehen, drohte ihm zuletzt gar mit Mißhandlungen, und als er
auch da noch nicht hörte, jagte er ihn mit Schlägen von seinem
Gute. Da trug es sich zu, daß er nach einigen Jahren auf einer
Reise auch nach Venedig kam, und da er sich hier längere Zeit
aufhielt, erblickht ihn auch der von ihm geschlagene Venetianer.
Derselbe suchte nun mit ihm in Gesellschaft zusammenzukommen,
und als ihm dies gelang, lud er ihn auch zu sich ein, und nachdem
er ihn aufs prächtigste bewirtet, legte er die schlechten Kleider an,
die er, als er in Sachsen gewesen war, getragen hatte, trat vor
ihn hin und fragte ihn, ob er den noch kenne, den er einst auf
seinem Gute mit Schlägen abgelohnt habe? Jener besann sich auch,
sagte aber, es tue ihm leid; wenn er ihm damals gesagt, wer er
sei, würde er ihm auch bessere Ehre angetan haben, und so sind sie
als gute Freunde auseinandergegangen. Hieraus folgt nun aber,