32. Die sieben verwunschenen Ritter im Valtenberge.
(Pilk) Der Valtenberg und seine Sagen, Bischofswerda (1894).
Im Innern des Valtenberges bei Niederneukirch hausten ehe—
dem sieben Ritter. Sie waren durch eines bösen Zaubers Ge—
walt dorthin gebannt, mußten der Ruhe des Grabes entbehren und
durften nur aller hundert Jahre einmal während der Christnacht
versuchen, sich durch ein frommes Menschenkind erlösen zu lassen.
Einem Waldarbeiter aus Langburkersdorf war es beschieden, der
Befreier derselben zu werden. Der Holzhacker besaß eine zahlreiche
Familie und lebte in sehr dürftigen Verhältnissen; bei aller Armut
aber war er rechtschaffen und brav. Er hatte sich einst am heiligen
Weihnachtsabende spät zu Bett begeben. Da träumte ihm, als eben
die alte Schwarzwälder Uhr die Mitternachtsstunde verkündete, es
stünde ein glänzender Nitter vor seinem Lager und bäte ihn: „Gehe
mit mir und erlöse uns!“ Als der Geharnischte ihn zu dreien Malen
so innig angefleht hatte, da sprang der Holzhauer auf, kleidete sich
an und folgte dem seltsamen Gaste hinaus in die dunkle Winter-
nacht. Uber schneebedechte Felder ging es aufwärts in den Hoh-
wald und zum Valtenberge. Der Weg dahin wurde ohne An-
strengungen in erstaunlich kurzer Zeit zurüchgelegt. Am Ziele
angekommen, zeigte der Ritter auf eine Pforte, die in den Berg
hineinführte, und bedeutete seinen Begleiter, daselbst einzutreten.
Darauf verschwand er. Der Waldarbeiter öffnete die eiserne Tür,
deren verrostete Angeln ächzend k#narrten, und durchschritt dann
einen langen, finsteren Gang, von dessen Ende ihm heller Licht-
schein entgegenstrahlte. Er gelangte in einen großen Prunksaal.
Dort sah er an einer Tafel sieben Ritter sitzen, darunter auch den-
jenigen, welcher ihn herbeigeholt hatte. Auf dem Tische stand ein
Becher, zur Seite eines jeden der Ritter ein mit Goldstücken ge-
fülltes Faß. Der erste Ritter reichte dem Ankömmling den Würfel-
becher mit den Worten: „Nimm und wirf für mich!“ Der Holz-
hacker würfelte. Es fielen zwei Sechsen. Da malte sich Freude in
den Zügen der alten Rechen. Der erlöste Ritter jubelte hell auf,
gab dem Manne zwölf Tannenzapfen zum Lohne und verschwand.
Der so Beschenkte nahme die unscheinbare Gabe dankend an und
barg sie in den Taschen seines Kittels. Nunmehr mußte er für
jeden der noch übrigen sechs Ritter die Würfel fallen lassen, und