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Ein Chorknabe stand auf der Galerie des Kirchturms und
ward von einem Windstoß gefaßt und herabgeworfen. Da ihm
aber sein Chormantel als Fallschirm diente, so kam er glücklich und
wohlbehalten auf die Erde. Dies sah ein Schieferdecker, und als—
bald kam dem verwogenen Gesellen ein Lüsten an, dieselbe Fahrt,
die ihm lustig genug schien, auch zu versuchen. Er nahm also einen
Mantel um, stieg auf den Turm und sprang herab. Aber wehe,
der Mantel verwickelte sich und kopfüber im jählingen Sturze
schmetterte der tollkühne Schieferdecker auf das Pflaster. Wo er
seinen blutigen Tod fand, setzte man zum Andenken an diese Be—
gebenheit den roten Stein in das Pflaster.
1106. Der Ritterssprung bei Marienberg.
Köhler, Sagenbuch, Ar. 524; Steinbach, Historie des Städtchens Zöblitz,
Dresden 1750, S. 12.
Das Döärfchen Rittersberg bei Marienberg soll seinen Namen
von einem Besitzer des Schlosses Lauterstein haben; und zwar, als
es belagert worden, soll der Besitzer, welcher ein Räuber und
Schwarzkünstler war, mit einem Pferde herab auf die Wiese ge—
sprungen und das Pferd darüber in der Erde stecken geblieben
sein. Hierauf habe er sich auf den Berg, wo das Döädtfschen liegt,
retirieret und er sei alsdann dort gefangen worden. Von diesem
ritterlichen Sprung habe darauf erwähntes Dörfchen den Namen
Ritterssprung und nach der Zeit Rittersberg bekommen.
1107. Sage vom Schloß Lauterstein bei Zöblitz.
Gräße, Bd. I, Ar. 473; Hasche, Mlag., Bd. II, S. 462.
Eine Stunde von der Stadt Zöblitz liegt auf einem hohen
Berge diesseits des Schwarzwassers ein Schloß, Lauterstein mit
Namen. Dieses ist zuerst ein Baubschloß gewesen und hat sich ein-