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von des Tages Hitze legte er sich ins Gras und hielt ein Schläfchen,
als er aber erwachte, fehlte ihm eine Kuh. Er stieg eilig den Berg
hinan sie zu suchen, siehe da stand er auf einmal vor der Schlucht,
er trat hinein, und sah sich auf einmal an dem Eingange eines
großen Gewölbes, wo überall Gold und kostbare Edelsteine herum—
lagen. Schnell legte er Hut und Hirtenstab ab, um desto be—
quemer sich die Taschen füllen zu können, und nachdem er soviel
genommen, daß er es kaum fortbringen konnte, eilte er jauchzend
ans Tageslicht. Siehe, da fiel ihm ein, daß sein Hut zurück—
geblieben sei, er eilte also schnell zurück, stürzte in das Gewölbe,
wo sein Hut noch unversehrt lag, allein als er dasselbe wieder
verlassen wollte, da schlugen auf einmal die Pforten desselben zu.
Er war gefangen, seine Herde kehrte ohne ihren Führer ins Dorf
zurüch, und noch jetzt soll man des Nachts, wenn man sich dem
Felsen nähert, schweres Seufzen aus demselben vernehmen, die Klage
des für alle Zeit hier eingesperrten Hirten.
34. Die Schatzgeister im Protschenberge bei Bautzen.
Gräße, Bd. II, Ar. 755. Ar. I bei Köhler, Bilder aus der Oberlausitz.
Budissin 1854. S. 114 ff. Ar. II und III bei Gräve S. 170 und 171 ff. und im
Laus. Mag. 1838 S. 128 ff. Ar. IV und V bei Ziehnert, S. 508 ff.
I. Der alten Ortenburg gegenüber erhebt der sogenannte Prot-
schen= oder Proitschenberg sein granitnes Haupt, welches fruchtbare
Getreidefelder, in deren Mitte sich der Friedhof befindet, bedecken.
Wan sagt, daß vor alten Zeiten auf demselben eine Burg gestanden,
von der ein unterirdischer Gang zur Spree hinabgeführt habe, und
als Uberrest davon zeigt man noch heute in der Mitte des zachigen
Felsabhanges die Teufelshöhle, ein enges, nur etwa fünf bis sechs
Schuh weit hineingehendes Felsenloch mit schlüpfrigem, abschüssigem
Eingange. Es soll aber diese Höhle unermeßliche Schätze bergen, die
von drei alten Männern mit langen, weißen Bärten bewacht werden.
Vor mehreren hundert JFJahren ging ein verarmter Bürger
Budissins am Fuße des Protschenberges spazieren. In der engen
Stube mochten ihn die Nahrungssorgen zu sehr geängstigt haben,
daher hoffte er im Freien Ruhe zu finden. Er klagte hier seiner
Mlutter, der liebevoll sorgenden Natur, seine Herzensangst und bat