Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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hausen gestorben, ein Mann aus altem adligen Geschlechte, der von 
Kindheit an ein herzhafter Soldat und Kriegsmann gewesen und 
Hahn genannt worden, dieweil er überall Hahn im Korbe gewesen. 
Als er aber in seinem Alter sich zur Ruhe setzte und auf dem 
Hause Schweta wohnte, hat es ihm noch von der Kriegszeit, wo 
er viel Menschenblut vergossen, angehangen, daß, wenn er sich er— 
zürnt, er in seiner Hitze denjenigen, der ihn zum Zorn bewegt, seiner 
Wut aufopferte, also, daß er bei der hohen Landesobrigkeit, obgleich 
diese ihm seiner ritterlichen Kriegstaten wegen wohl gewollt, oft in 
große Ungnade geraten und etliche Male hat feldflüchtig werden 
müssen. So hat er einmal zwei Böttcher im Keller zu Schweta 
gehabt, die etwas an Wein= und Bierfässern haben arbeiten sollen. 
Als er nun zu ihnen in den Keller ging, ihrer Arbeit zuzusehen, 
und sie es ihm nicht zu Sinne gemacht, hat er sie getadelt und unter- 
richtet, wie er's haben wolle. Die Böttcher haben aber vermeint, sie 
verständen es besser; es mögen auch einige Worte gefallen sein, wor- 
über er erzürnt ward, Rurz, er hat sie wie Hunde niedergeschlagen und 
im Keller erwürgt. Weil er nun schon allzuviel Werg am BRocken 
gehabt, hat er sich in Eile aufgemacht und sich dahin geflüchtet, wo 
er sicher zu sein gemeint. Es ist ihm aber fleißig nachgetrachtet 
worden, also, daß er große Mühe gehabt, seinen Verfolgern zu ent- 
gehen, doch ist er ihnen immer als ein rechter Hahn aus den Fäusten 
entflogen. Einstmals hätte er aber doch verspielt gehabt, wäre nicht 
einer seiner Untertanen gewesen. Als ihm nänmlich derselbe Mist 
aufs Feld fährt und der Saalhausen hinter dem Wagen hergeht, 
wird er gewahr, daß das Landgericht zu Roß und Fuß einherzieht, 
ihn zu suchen und abzuholen. Als er nun hierüber erschrickt und 
zur Flucht nicht mehr Zeit hat, bittet er den Bauer um einen guten 
Rat. Der heißt ihn aber heitern Mluts sein, seine Feinde hätten ihn 
hinter dem Wagen noch nicht gesehen, er solle sich nur niederlegen, 
und weil sie gleich auf den Acker wären, da der Milist hingehöre, 
wolle er ein wenig Mist auf ihn werfen, sie würden ihn darunter 
nicht suchen, er wolle unterdessen wieder auf den Hof fahren, als 
ob er seiner Arbeit warte, und fleißig achtgeben; sobald sie hinweg 
sein würden, wolle er es ihm anzeigen und ihm wieder heraushelfen. 
Dem guten Manne war aber sein Leben lieb, er hatte auch nicht 
Zeit, sich viel zu besinnen, legte sich also nieder und ließ sich zu- 
dechen, also daß er auch sicher verblieb. Aun hatten sie aber
	        
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