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die Höhe. Noch drei Schritte, und er sah die Türme von Bautzen.
Siehe, da schnitt der andere mit seinem Miesser das Band entzwei,
das seine Hosen zusammenhielt. Sie fuhren herab, der Jüngling
stürzte und brach den Hals.
1135. Die drei Steinkreuze bei Luga.
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde. Sammlung Pilk.
Ein Wendenjüngling, der bei einem Dresdener Reiterregiment
seine Militärzeit abdiente, hörte mit Schrechen, daß ihm seine Ge-
liebte daheim untreu geworden sei und sich am nächsten Sonntag
vermählen wollte. Da ritt er heim. Er erblichte beim Dorfe Luga
den Hochzeitszug. Der Reiter winkte mit einem Tuche schon von
weitem. Das Signal wurde bemerkt. Die Hochzeitsleute glaubten,
es gehe etwas Wichtiges vor, und standen deshalb still. Da kam
der Reiter herangesprengt und erschlug mit seinem Pallasch zuerst
die Braut und den Bräutigam und schließlich den braska (Hoch-
zeitsbitter). Des letzteren Kopf war gespalten, so daß die eine Hälfte
seitlich herabhing. Zum Andenken an dieses Geschehnis wurden
am Tatorte drei steinerne Kreuze errichtet, die alt und bemoost noch
jetzt dort stehen. Dasjenige, welches an den braska erinnern sollte,
hat die Form wie der gespaltene herabhängende Schädel des Hoch-
zeitsbitters. Einst hatte man diese drei Kreuze von ihrem Stand-
orte weggenommen und vorläufig in einem Schafstalle untergebracht.
Da aber entstand allnächtlich ein solcher gespenstischer Rumor in
jenem Raume, daß der Schäfer die Herrschaft inständig bat, die
Kreuze wieder an ihre alte Stelle schaffen zu lassen, was nach drei
Tagen auch geschah. Dann hehrte sofort wieder Ruhe in der
Schäferei ein.
1136. Das Kreuz am Elstraer Wege bei Kamenz.
Gräße, Bd. II, Ar. 877; nach Gräve, S. 162.
Wenn man vor dem Budissiner Tore zu Kamenz den nächsten
nach Elstra führenden Weg einschlägt, so erblicht man unfern des
Elstraflusses ein stehendes Kreuz, auf dem eine Armbrust eingehauen