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ist. Man erzählt, daß vor 1658 an diesem Orte die Bogenschützen
ihre Abungen hielten, und einst an dieser Stelle ein solcher aus
Unvorsichtigkeit erschossen ward, woran dieses Wahrzeichen er—
innern soll.
1137. Die drei Kreuze zu Kamenz.
Gräße, Bd. II, Ar. 874; nach Gräve, S. 103.
Vor dem Königsbrücker Tore zu Kamenz sieht man in der
Gegend des Turmes der St. Jodocikirche drei Kreuze. Diese sollen
an einen hier begangenen dreifachen Mord erinnern. Ein wohl—
habendes Bauermädchen aus Lückersdorf hatte nämlich einem
Schmiedegesellen aus Brauna ihre Hand versprochen, allein sie
änderte ihre Gesinnung und schenkte dieselbe einem Gärtner aus
Liebenau. Der verschmähte Geliebte sann auf Rache, und da er
dieselbe nicht eher ausüben konnte, versteckte er sich an ihrem Trau—
ungstage in dem Gäßchen bei der Kirche, und als nun das junge
Brautpaar nach der Trauung zusammen nach Liebenau gehen wollte
stürzte er hervor und erstach erst seine frühere Geliebte, dann deren
jungen Gatten und zuletzt sich selbst. Die drei Kreuze sollen den
Platz, wo der Mord geschehen und wo alle drei begraben liegen,
bezeichnen.
1138. Der einsame Stein bei Kamenz.
Gräße, Bd. II, Nr. 878; nach Gräve, S. 195.
Geht man aus dem Pulsnitzer Tore zu Kamenz nach dem
Dorfe Lückersdorf, so findet man unfern der sogenannten roten
Mühle einen halb in der Erde versunkenen Stein von Kreuzesform,
der einsame Stein genannt, an dem man ehedem die Jahreszahl
1390 wahrgenommen haben will. Derselbe soll angeblich daran
erinnern, daß an dieser Stelle in jenem Jahre ein Bauer, der ein
heimlicher Heide gewesen, plötzlich bei völlig heiterem Himmel vom
Blitz erschlagen und daselbst auch begraben worden ist.
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