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dasselbe soll viel Zeichen und Wunder getan haben, weshalb nicht
weniger Zulauf von Wallfahrern dahin gewesen, als nach Aachen
oder St. Compostell in Spanien.
1144. Die Domkanzel zu Freiberg.
Gräße, Bd. J, Ar. 288.
Im Dom zu Freiberg befindet sich eine kunstreich gearbeitete
Kanzel von elf Ellen Höhe, welche die Gestalt des Kelchs einer
weißen Lilie oder Rose hat, an der ein Stiel unten heraus-
geht, der von einem starken Jüngling mit gebogenem Bücken ge-
tragen wird. Alles ist aus lauter Steinwerk künstlich durchbrochen,
und man erzählt, daß einst ein Meister und sein Geselle' jeder ein
Modell für diese Kanzel (nach anderen hätte jeder eine Kanzel
gebaut) entworfen hätten, das des Gesellen sei aber besser ge-
lungen und derselbe deshalb von seinem Mieister erschlagen worden;
es könne aber deshalb kein Prediger auf derselben auftreten, weil
es ihn nicht darauf leide. Der wahrscheinliche Grund für letztern
Umstand liegt aber darin, weil ein Rückenhalt fehlt, der Standort
derselben akustisch unpassend gewählt und ihre Dauerhaftigkeit selbst
vielleicht fraglich ist.
1145. Die Erbauung der Kunigundentkirche zu Aochlitz.
R. Zimmermann, Sagen und Mlären aus dem Tale der Zwickauer
Mulde, Chemnitz 1901, S. 15.
Die Kaiserin Kunigunde (Gemahlin des Raisers Heinrich II.)
war bei ihrem Gatten des verbotenen Umganges mit einem Geist-
* Dieser soll der Mann sein, der die Kanzel trägt, der Meister aber
der Mann in altdeutscher Tracht, welcher unter der Treppe (von 17 Stufen)
sitzt. An der Kanzel steht Papst Sixtus IV., unter dem der Dom eingeweiht
ward, ein Kardinal und zwei Bischöfe, außerdem befinden sich bei ihm auch
noch zwei Löwen, einer stehend, der andere liegend, und hinter diesen zwei
zottige Hunde.