Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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lichen angeklagt worden. Um ihre Unschuld zu beweisen, unterwarf 
sie sich einem Gottesgericht. Sie schritt auf dem Platze, wo sich 
jetzt die Kirche erhebt, mit bloßen Füßen über sieben glühende 
Pflugscharen hinweg und blieb dabei vollständig unverletzt. Zur 
Erinnerung hieran stiftete ihr Gatte die St. Kunigundenbkirche, 
deren Altar auch vier auf diese Sage bezügliche Bilder erhält. 
Die Standbilder des Kaisers Heinrich und seiner Gemahlin 
befinden sich am Südportal der Kirche. Von dem ersteren sind im 
Laufe der Zeit die Hände abgefallen und diesem Umstande hat viel- 
leicht die folgende Sage ihre Entstehung zu verdanken. (7) 
Der leitende Meister des Kirchenbaues war eines Tages ver- 
schwunden und trotz aller Nachforschungen nicht aufzufinden, wes- 
halb einer seiner Lehrlinge die Leitung des Baues in die Hände 
nahm und darin auch ein großes Geschick bekundete. Er hatte ihn 
fast vollendet, als unerwartet sein Lehrherr zurüchkehrte. Empört 
über die Eigenmächtigkeit seines Untergebenen, und vielleicht noch 
mehr über dessen Geschicklichkeit, die seine eigene in den Schatten 
zu stellen drohte, schlug er ihm mit seinem Schwerte beide Hände weg. 
Nach einer anderen Erzählungsform hat man dem Meister, 
um ihn an der Ausführung eines ähnlichen Baues zu hindern, 
nach Vollendung seines Werkes die Hände abgeschlagen. 
Das Standbild des Kaisers Heinrich bezeichnet man als das- 
jenige des Meisters bezw. seines Lehrlings. 
1146. Die Bettelmannskirche zu Meißen. 
Gräße, Rd. I, Nr. 45; Hofmann, Das Meißner Miederland, Dresden und 
Leipzig 1849, S. 485 ff.; poetisch bearbeitet von Segnitz, Bd. 1, S. 9 ff. 
Auf der südöstlichen Seite von Meißen erhebt sich ziemlich 
steil der sogenannte Plossenberg, dessen westlich vorspringender Teil 
jedoch den Namen Martinsberg von der diese Höhe krönenden, 
1570 zum Kloster St. Afra gehörigen Begräbniskirche zu St. Mar- 
tini (für die Bewohner der Dörfer Bochkhwen und Lercha) hat. Die 
Entstehung derselben wird verschieden erzählt. Nach einigen soll 
nämlich ein Ritter auf Schloß Siebeneichen bei Meißen sieben Söhne
	        
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