— 936 —
lichen angeklagt worden. Um ihre Unschuld zu beweisen, unterwarf
sie sich einem Gottesgericht. Sie schritt auf dem Platze, wo sich
jetzt die Kirche erhebt, mit bloßen Füßen über sieben glühende
Pflugscharen hinweg und blieb dabei vollständig unverletzt. Zur
Erinnerung hieran stiftete ihr Gatte die St. Kunigundenbkirche,
deren Altar auch vier auf diese Sage bezügliche Bilder erhält.
Die Standbilder des Kaisers Heinrich und seiner Gemahlin
befinden sich am Südportal der Kirche. Von dem ersteren sind im
Laufe der Zeit die Hände abgefallen und diesem Umstande hat viel-
leicht die folgende Sage ihre Entstehung zu verdanken. (7)
Der leitende Meister des Kirchenbaues war eines Tages ver-
schwunden und trotz aller Nachforschungen nicht aufzufinden, wes-
halb einer seiner Lehrlinge die Leitung des Baues in die Hände
nahm und darin auch ein großes Geschick bekundete. Er hatte ihn
fast vollendet, als unerwartet sein Lehrherr zurüchkehrte. Empört
über die Eigenmächtigkeit seines Untergebenen, und vielleicht noch
mehr über dessen Geschicklichkeit, die seine eigene in den Schatten
zu stellen drohte, schlug er ihm mit seinem Schwerte beide Hände weg.
Nach einer anderen Erzählungsform hat man dem Meister,
um ihn an der Ausführung eines ähnlichen Baues zu hindern,
nach Vollendung seines Werkes die Hände abgeschlagen.
Das Standbild des Kaisers Heinrich bezeichnet man als das-
jenige des Meisters bezw. seines Lehrlings.
1146. Die Bettelmannskirche zu Meißen.
Gräße, Rd. I, Nr. 45; Hofmann, Das Meißner Miederland, Dresden und
Leipzig 1849, S. 485 ff.; poetisch bearbeitet von Segnitz, Bd. 1, S. 9 ff.
Auf der südöstlichen Seite von Meißen erhebt sich ziemlich
steil der sogenannte Plossenberg, dessen westlich vorspringender Teil
jedoch den Namen Martinsberg von der diese Höhe krönenden,
1570 zum Kloster St. Afra gehörigen Begräbniskirche zu St. Mar-
tini (für die Bewohner der Dörfer Bochkhwen und Lercha) hat. Die
Entstehung derselben wird verschieden erzählt. Nach einigen soll
nämlich ein Ritter auf Schloß Siebeneichen bei Meißen sieben Söhne