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kultur geschah in jedem Jahre der Regierung des König Maximi—
lian etwas. Von Zeit zu Zeit erhoben sich neue Institute und
Schulen für diese schoͤnen Zwecke. Die Errichtung von mehreren
männlichen und weiblichen Erziehungsinstituten, einer Forstschule
in Aschaffenburg, einer landwirthschaftlichen zu Schleißheim, eines
Lehrstuhles für die Chemie in München, und einer medizinischen
Schule daselbst, waren neue Beweise, daß man in Bapvern nie
„aushöre vorwärts zu schreiten. Zu keiner Zeit hatte Bapern in
allen Zweigen der Wissenschaften so viele ausgezeichnete Gelehrte,
als unter dem Könige Maximilian; nie blühten die schönen Künste
so herrlich, als unter ihm. Die Namen einzelner Gelehrten oder
Künstler hier, aufzuführen, ist noch nicht zeitgemäß. Auch die
vielen Denkmäler der Kunst, die vielen herrlichen Gebäude, die
sich jährlich in und außer der Hauptstadt erhoben, bönnen nicht
einzeln ausgezählt werden. Wir neunen nur zwei schöne Tempel
der Kunst, die Glyptotbek, und das National-Theater. Das
letztere verdient ganz seinen Namen, denn es ist wahrhaft ein Eh-
rentempel Baperns. Es wurde am Namenstag des Königs im
Jahre 1818 eröffnet. Zwar wurde es schon am 14. Jäner 1323
ein Raub der Flammen, doch nach einem Jahre stand es wieder
da in seiner alten Pracht. Künstler, welche in Spiel und Ge-
sang auf dieser Bühne erscheinen, und die im Orchester sich zeigen,
erheben das Theater zu den ersten in Europa.
S. 0.
So Vieles und Großes geschah durch den ersten König von
Bayern unter immerwährenden Stürmen der Zeit. Dankbar
fühlte und erkannte alles Gute, was Maximilian vollbrachte, sein
Volk. Dies bewies es jeden Augenblick, auch in Zeiten der Noth
und Gefahr; aber nie mehr, als am 10. Februar des Jabres
1824, wo alle Bapern von den Alpen bis zum Fichtelgebirge,
vom Inn und der Douau bis zum Rhein und Main mit begei-
sterter Liebe das Jubelfest der 25jährigen Regierung Maximilians
seierten. Es gab an diesem Tage keinen Pallast und keine Hütte,
keine Stadt und kein Dorf, wo nicht innige, laute Freude er-
schallte, und dankbare Gebete für den Jubelgreis zum Himmel
emporstiegen. Viele größere und kleinere Städte suchten sich den
schönen Tag durch fromme Stiftungen, durch Bauten, durch nütz-
liche Einrichtungen oder durch andere Denkmäler des Dankes und
der Liebe zu verewigen. An diesem Tage hat das baperische
Volk gezeigt, es verstehe die Thaten seiner Herrscher zu wür-
digen.
S. 7.
Im Jahre 1325 (Einberufung auf den 10. Febr. Eröffnung
am 2. März) versammelte Maximilian noch einmal die Stände
seines Reiches um sich, und trug ihnen mit bewegtem Herzen den
bedrängten Zustand seines Landes vor. Denn wenn in den Jah-