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Zweiter Abschnirt.
Bayern nach einem ungewissen ZJustande endlich unter
der Herrschaft der Agilolfinger 470—738.
S. 1.
Odoacers Herrschaft war von keiner langen Dauer. Schon
480 brach König Theodorich mit einemzahlreichen Heere von Ostgothen,
welche sich bei den Völkerwanderungen in Pannonien festgesetzt
hatten, auf Antrieb des griechischen Kaisers Zeno nach JZtalien
au , schung den Odoacer in drei Schlachten, bemächtigte sich seiner
durch Erstürmung von Navenna, ließ ihn tödten (405), und grün-
dete in Italien das Reich der Ostgothen, das sich auch über an-
dere Provinzen erstreckte.
S. 2.
Im zweiten Rhätien kon#nte die Herrschaft der Ostgothen sich
nicht festsetzen. Hier, in dem sonstigen Vindelicien, so wie in No-
rikum trieben sich noch immer verschiedene deutsche Völker umber.
Von Westen her drangen Haufen von Alemannen ein, von Nord-
osten einzelne Horden von Rugiern, Herulern, Scpyren, Turcilingern
und andern Völbern; einige zogen wieder ab; von andern setzten
sich dort wenigstens einzelne Horden fest, und vermengten sich mit
den alteren Einwohnern.
S. 3.
Unter den Völkern, durch welche dieses Gebiet der Ostgothen
immer beunrubiget war, machten sich besonders die Franken, wel-
che seit dem Jabre 480 unter Chlodwig ein neues Reich in
Gallien gestiftet hatten, durch ihre imuer weiter um sich greisende
Macht furchtbar. Nachdem sie bereits in Deutschland einen Theil
der Alemannen unter ihre Bothmäßigkeit gebracht hatten, zogen
sic gegen Thüringen, und machten sich Meister von diesem Lande.
Da sie bierauf im Begriff waren, mit dem griechischen Kaiser ge-
meinsame Sache gegen die Ostgothen zu machem traten ihnen diese,
um sie von den Feindseligkeiten abzuhalten, im Jahre 538 einen
Theil des ersten Nhätiens nebst der gebirgigen Gegend von Ve-
netien ab.