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6. 13.
Das Land war in Gauen getheilt. Landesversammkungen.
und Obergerichte hielt der Herzog. „Die meisten Angelegenheiten,
die Heerschau, und Alles was Grund und Boden. und Freiheit be-
traf, that der Graf. in öffentlichen Versammlungen ab, die alle
vierzehn Tage gehalten wurden; er war der Feldhauptmann der
Freien seines Gaues. Kleinere Händel besorgte der Centenar.
Die Gesetze waren sehr einfach, meist Geld= oder Freiheits-Strafen,
bei Unfreien beibes-Strafen. Die Todesstrase traf nur den Hoch-
verräther. Der Schirm des weiblichen Geschlechtes und der Kir-
che war besonders heilig.
S. 14.
Das wichtigste Ereigniß dieser Epoche war die Ausbreitung
des Christentbums im Lande. Die christliche Lehre war in Bajo-
arien, wie wir wissen, schon bekannt und verbreitet. Allein im
Volke pflanzte sich neben Kreuz und Taufe der alte Heidenglaube
fort. Ohne Gewissenspein theilte der Bajoar seine Andacht zwi-
schen dem Kreuze des Welterlösers und Wodans Eichen. Unbern-
fene und unwissende Prediger brachten widersprechende falsche Leh-
ren in Umlauf. Da kamen zuerst (014) aus Franken die Heiligen
Eustasius und Agilus als fromme Heidenbekehrer. — Herzog
Theodo I. (040 — 680) bat den hl. Emeran aus Piktavium,
der als Glanbensprediger zu den Avaren ziehen wollte, an seinem
Hofe zu bleiben, und hier und in den Gauen seines Landes die
himmlische Lehre zu spenden. — Ein falscher Verdacht brachte
ihm den Tod durch den Sohn des Herzogs Lampert. — Theodo
II., Nachfolger Theodo I. (680 — 717) berief aus Worms den
beiligen Ruprecht, empfieng von ihm die Taufe, und schenkte
ihm die Trümmer von Juvavia mit Salzbrunnen, wo sich Rup-
recht mit 12 Mönchen ansedelte, und unter ihren Händen sich
Salzburg erhob. Theodo's Söhne Theodoald, Theodobert, Gi-
moald regierten gemeinsam. (717 — 720.) Die erstern zwei
starben bald. Unter Gimoald kam Corbinian nach Freysfing,
wo der Herzog wohnte, und verwies es ihm, daß er die Gattin
seines Bruders Theodoald, Pilitrudis, Schwester Karl Mar-
tells, des fränkischen Major Domus, zur Ehe habe. — Hugi-