Full text: Dr. J. Milbiller's kurzgefasste Geschichte des Königreichs Bayern.

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6. 18. 
Als Lehen mußte Thassilo nehmen, was freies Eigentbum 
L#ner Bäter war, und als Lehensmann den König gegen die Sach- 
sen und gegen die Wasken in Aquitanien begleiten. Das fand er 
bei reifern Jahren unerträglich. Da wurde im Jahre 705 auf 
einer Versammlung zu Nevers der vierte Feldzug gegen den Her- 
zog von Aquitanien, Waifar, den Sobn Hunalds beschkossen. 
Thassilo empörte es, wider den Sohn desjentgen zu kämpfen, der 
einst für seinen Vater gefochten, und er verließ König und Heer, 
und eilte mit dem Vorsatz, vor Pipin nie mehr zu erscheinen, aus 
Franzien in die Heimath an die Donau. Froblockend empfingen 
die Bajoaren ihren Herzog, und er trat auf einem Landtage zu 
Aschbeim die Regierung an. Eben solche Landtage wurden zu 
Dingolfing 772, zu Neuching 774 und 777 schalten, denen Bi- 
schöfe, Aebte, Grasen und Freie des Landes beiwohnten. Die da- 
rauf gefäßten Beschlüsse in Angelegenheiten der Kirche und des 
Staates hießen Decreta Thassilonis. Auch die flavischen Völker 
überzog er mit Krieg, und nahm ihnen Kärnthen, welches von 
dieser Zeit an länger als 200 Jahre eine baperische Provinz blieb. 
. 10. 
Noch war aber Pipin wegen Thassilo's Flucht unversöhnt. 
Thassilo rief des Papstes Fürsprache an, und Pipin verzieh seinem 
Neffen. So lange Pipin lebte, blieb Thassilo in Ruhe. Dieser 
starb 708, und Karl (später der Große genannt) und Karlmann 
tbeilten das Reich. Karl, ein gewaltiger Jüngling, entzweite sich 
bald mit dem Bruder um das väterliche Erbe. Doch Bertha, 
die friedliche Mutter, versöhnte sie wieder. Auf ihr Wort gab 
Desiderins, der Longobarden König, seine Tochter Hermin- 
garda dem Könige Karl, und Gerbergadem Könige Karlm ann. 
Eine Schwester von diesen, Luitberga, hatte. Thassilo seit 
765 zur Ehe. Durch diese Bluts-Bande glaubte die gute Bertha 
jedem künftigen Zwiste zwischen den Brüdern, oder mit Longo- 
barden und Bajoaren vorgebeugt zu haben. Karls bkühner Geist 
dachte anders. Er nahm nach seines Bruders Tod (771) seinem 
Neffen das Reich, und schickte die Wittwe mit ihren Kindern, so 
wie sein eigenes Weib Hermingardo, dem Vater Deffderius heim.
	        
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