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von Freysing einen Ausspruch zum Vortheile des letzten gethan
hatte, schlug sich Otto bereits auf die päpstliche Seite. Mit sei—
ner Bewilligung verkündete ein päpstlicher Legat, Albert der Böhme,
öffentlich in Bayern den Kirchenbann, womit Papst Gregor IX.
den Kaiser belegt hatte. Doch Albert setzte bald durch Verletzung
fremder Gerechtsame, durch Verbindung mit einigen unbändigen
Edelleuten, und durch verschiedene Gewaltthätigkeiten das Land
in Unruhe. Otto vertrieb ihn, und söhnte sich mit Friedrich wie-
der aus. Aber eben dieser Aussöhnung wegen zog er sich die
Feindschaft des Papstes zu. Der Kirchenbann erging nun auch
über ihn und über das ganze Land. Dadurch gerieth Bapern
in eine schreckliche Unruhe und Zerrüttung; denn der größte Theil
der Bischöfe trat zur Parthei des Papstes, und behandelte den
Herzog als einen Feind der Kirche.
S. 10.
Die große Verwirrung, welche diese Händel in Bapern ber-
vorbrachten, gab den Bischöfen Gelegenheit sich von der berzog-
lichen Gewalt, welcher sie als Landsassen unterworfen waren, nach
und nach loszureißen. Sie hatten sich auf manche Weise, vorzüg-
lich bei den Kreuzzügen so viele Besitzungen exworben, daß sie auch
Herzogen Lehen geben konnten. Oft vergaßen sie, daß sie dem
Herzoge untergeordnet waren, und zogen mit Heeresmacht gegen
sie. Noch mehr wuchs ihre Macht während der Irrungen zwi-
schen Kaiser und Papst. Die Bischöfe in Bayern rissen sich um
diese Zeit von aller Verbindung mit ihrem Herzoge los, und er-
schienen 1245 zum Letztenmal auf die Ladung des Herzogs auf
dem Landtage zu Passau. Jeder betrachtete sich als unabhängigen
Herrn in seinem Lande. Uebrigens bewahrte Herzog Otto in al-
len Stürmen ein festes ruhiges Gemüth, schirmte sein Volk mit
Nath und That, und mehrte durch weisen Haushalt seine Macht.
Wohlgemuth wohnte er mit. Gemahlin und Kindern auf seiner
Burg zu Landshut. Um ihn her blühten zwei Söhne, Ludwig,
ein feuriger Jüngling, noch unvermählt, und Heinrich getraut mit
Elsberb, Tuchter des Ungarn: Königs Bela. Tuch seine Tochter
Elisabeth wohnte auf der Burg, während ihr Gemahl, König Kon-
rad IV in Italien um seine Rechte kämpfte, und sie gebar da-