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jedem von ihnen ist. Es ist unsere Aufgabe, diese Schwierigkeit nach Mög-
lichkeit zu ebnen, in beiden Kabinetten der Anwalt des Friedens zu sein gegen-
über den Erregungen publizistischer oder parlamentarischer Natur. Ich
brauche diese Erregungen nicht näher zu bezeichnen, — die Presse beider
Länder und der Parlamentarismus des einen davon bilden die Gegenströmun-
gen und Schwierigkeiten, mit denen wir bei unsern Bemühungen, sie zu über-
winden, und den Advokaten des Friedens in beiden Kabinetten zu machen,
rechnen müssen. Wir laufen dabei Gefahr, daß wir in Oesterreich und noch
mehr in Ungarn, als russisch bezeichnet, und in Rußland für österreichisch
gehalten werden. Das müssen wir uns gefallen lassen; wenn es uns gelingt,
den eigenen Frieden und den Europas zu erhalten, so wollen wir uns das
auch gern gefallen lassen.
Nicht minder aufrichtig und angestrengt sind unsere Bemühungen ge-
wesen, nach dem französischen Kriege die Versöhnung mit Frankreich herbei-
zuführen; ob sie ganz so glücklich gewesen sind wie im Osten, das weiß ich
nicht. Wenn wir mit den Verhältnissen im Osten allein zu rechnen hätten,
so würden dieselben uns nicht zu einer Vorlage dieser Art bestimmt haben.
Bezüglich Frankreichs liegt es aber anders; ich kann ja nur nach meinem
politischen Urtheile sprechen, aber ich kann für mich geltend machen, daß ich
seit — ich glaube — jetzt 36 Jahren in der großen europäischen Politik
thätig bin, und daß ich mich auf manche Epochen und Vorgänge berufen
kann, in denen mein politisches Urtheil das richtige gewesen ist, und nament-
lich richtiger als das der parlamentarischen Oppofition, die ich mir gegen-
über fand. (Sehr richtig! rechts.)
Die Frage, wie wir mit Frankreich in der Zukunft stehen werden, ist
für mich eine minder sichere. Ich habe nicht das Bedürfniß, alle europäischen
Mächte durchzugehen; ich spreche von Italien und England gar nicht, weil
gar kein Grund vorliegt, daß wir für beide Regierungen und sie für uns
gegenseitig nicht das größte Wohlwollen haben sollten. Unsere Beziehungen
zu den beiden find derart, daß ich sie hier nicht mit in Betracht ziehe bei
der Vermehrung unserer Streitkräfte, — sie sind in jeder Hinsicht freund-
schaftlich. Zwischen uns und Frankreich ist das Friedenswerk deshalb schwer,
weil da eben ein langwieriger historischer Prozeß in der Mitte zwischen
beiden Ländern liegt; das ist die Ziehung der Grenze, die ja zweifelhaft und
streitig geworden ist von dem Zeitpunkte an, wo Frankreich seine volle innere
Einigkeit und königliche Macht, ein abgeschlossenes Königthum erreicht hat.
Das Infragestellen der deutschen Grenze hat angefangen, wenn wir es
rein im historischen, pragmatischen Zusammenhang auffassen wollen, mit der
Wegnahme der drei Bisthümer Metz, Toul und Verdun. Das ist eine ver-
gessene Thatsache, und ich erwähne sie nur des historischen Zusammenhanges
wegen. Wir beabsichtigen weder Toul noch Verdun wieder zu erobern, und
Metz besitzen wir ja. Aber seitdem hat doch kaum eine Generation in
Deutschland gelebt, die nicht genöthigt gewesen ist, den Degen gegen Frank-
reich zu ziehen. Und ist diese Epoche des Grenzkampfes mit der französischen