Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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serven verdreifacht hat und mit der größten Bereitwilligkeit und Hingebung 
der Regierung jede Kosten bewilligt hat, ohne auch nur je eine Sekunde 
darüber zu diskutiren. Ich erinnere Sie daran, daß mit gewissem Mitleid 
die französischen Blätter auf die Vorgänge im Deutschen Reichstag, und mit 
was für Schwierigkeiten die deutsche Regierung zu kämpfen hätte, wenn sie 
ihr Vaterland stärken wollte, hingedeutet haben. Frankreich ist also unend- 
lich viel stärker, als es gewesen ist. Wenn wir es einmal geschlagen haben, 
so liegt darin gar keine Bürgschaft, daß wir es wieder schlagen werden; wir 
müssen diese Bürgschaften, sobald sie nach dem Urtheil unserer kompetenten 
Militärbehörden unzulänglich sind, verstärken. Wenn sie unzulänglich blieben, 
und wenn wir geschlagen würden, wenn der fiegreiche Feind in Berlin stände, 
wie wir in Paris gestanden haben, wenn wir genöthigt wären, seine Be- 
dingungen des Friedens anzunehmen —, ja, meine Herren, was würden 
dann diese Bedingungen sein? 
Ich spreche gar nicht von der Geldfrage, obschon die Franzosen so 
glimpflich mit uns nicht verfahren würden, wie wir mit ihnen verfahren find; 
ein so gemäßigter Sieger wie der christliche Deutsche ist in der Welt nicht 
mehr vorhanden. Wir würden dieselben Franzosen uns gegenüber finden, 
unter deren Herrschaft wir 1807 bis 1813 gelitten haben, und die uns aus- 
gepreßt haben bis aufs Blut, — wie die Franzosen sagen: saigner à blanc, 
d. h. so lange zur Ader lassen, bis die Blutleere eintritt, damit der niederge- 
worfene Feind nicht wieder auf die Beine kommt und in den nächsten 30 
Jahren nicht wieder an die Möglichkeit denken kann, sich dem Sieger gegen- 
überzustellen. Das hätten wir, wenn wir eben nur die Staatsraison und 
nicht auch die christliche Gesinnung zu Rathe zögen, wie das kriegführende 
Frankreich das gewohnt ist, 1870 ebenso gut thun können, wie Napoleon es im 
Jahre 1807 und später gethan hat. Wenn Sie die Erzählungen der alten 
Leute aus jener Zeit lesen, wenn Sie, wie ich noch in meiner Kinderzeit, un- 
mittelbar die Erzählungen der Bauern, Landleute und Gutsbesitzer über die 
Leiden der Fremdherrschaft im Lande angehört hätten, ich glaube, Sie 
würden auch ängstlicher sein vor der entferntesten Möglichkeit, daß ähnliche 
Zustände wieder eintreten könnten. 
Aber das Geld ist ja das Wenigste; man würde dafür sorgen, daß das 
Deutsche Reich so stark nicht bleibt, wie es ist Man würde, von der 
Rheingrenze ausgehend, uns vom Rhein so viel abnehmen, wie man 
könnte; ich glaube nicht, daß man sich mit Elsaß-Lothringen begnügen würde, 
man würde ein alterum tantum dazu verlangen, den Rhein abwärts. Auch das 
würde nicht genügen; man würde vor allen Dingen die Herstellung des Königreichs 
Hannover verlangen. (Bewegung.) Allein auf diesem Wege und auf keinem 
anderen ist das, was mir einer von den Herren Welfen sagte, die Herstellung des 
welfischen Staates auf gesetzmäßigem Wege möglich, denn der Friedensvertrag, 
den wir mit Frankreich — wenn wir überwunden sind, mit dem Sieger — 
abschließen, kommt ja in die Gesetzsammlung (Heiterkeit), und dann ist Hannover 
auf gesetzmäßigem Wege hergestellt. Wir würden Schleswig ganz ohne Zweifel
	        
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