Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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an Dänemark verlieren. Uns in Polen lästige und erschwerende Bedingungen 
aufzuerlegen ist so lange recht schwicrig, als man nicht mit Rußland ein- 
verstanden ist, und dieses Einverständniß, glaube ich, liegt sehr fern für 
Frankreich. Aber man könnte doch uns immerhin die Bedingung auferlegen, 
daß Frankreich Gerant derjenigen Rechte ist, welche der König von Preußen 
seinen polnischen Unterthanen zu gewähren hat. Man könnte in dieser 
Garantie noch weiter gehen nach anderen Richtungen. Ich will das nicht 
weiter verfolgen; ich will Ihnen blos die Möglichkeit schildern, der wir in 
einem unglücklichen Kriege ausgesetzt find. Halten Sie das für übertrieben? 
Meine Herren, Sie kennen die Zukunft doch nicht; was die Entschließungen 
eines supponirten französischen Siegers sein würden, das können Sie doch 
unmöglich wissen. Wir würden, wenn wir jetzt von neuem von Frankreich 
angegriffen würden, und uns noch überzeugen müßten, daß wir nie und unter 
keinen Umständen Ruhe haben, ähnlich verfahren, wenn wir wieder als Sieger 
in Paris sind. Wir würden uns bemühen, Frankreich auf 30 Jahre außer 
Stande zu setzen, uns anzugreifen und uns in den Stand zu setzen, daß wir 
gegen Frankreich mindestens für ein Menschenalter vollständig gesichert sind. 
Der Krieg von 1870 würde ein Kinderspiel sein gegen den von 1890 — 
ich weiß nicht, wann — in seinen Wirkungen für Frankreich. (Bravol) 
Also das wäre auf der einen Seite wie auf der anderen Seite das gleiche 
Bestreben; jeder würde versuchen, de saigner à blanc. 
Nun, meine Herren, ich kann mir darnach nicht denken, wer überhaupt 
sich stark genug fühlt, die Verantwortung für die Möglichkeit des Eintritts 
solcher Zustände zu übernehmen. Die verbündeten Regierungen sind es ganz 
sicher nicht; die werden die Verantwortlichkeit dafür nicht tragen. Die ver- 
bündeten Regierungen haben — nach dem Eingang zur Bundesverfassung 
ist der oberste Zweck des Bundes der Schutz des Bundes und des Bundes- 
gebietes — sie haben dem Volk gegenüber die Verantwortlichkeit dafür, daß 
dieser Schutz jederzeit vorhanden sei; der kann nicht improvisirt werden je 
nach dem Belieben einer parlamentarischen Majorität, durch ein Budgetvotum, 
der muß dauernd vorhanden sein, der ist eine fundamentale Institution 
unserer deutschen Einrichtungen. (Bravo! rechts.) Und die verbündeten 
Regierungen sind fest entschlossen, die Verantwortung dafür nicht zu tragen, 
sondern sich mit dem vollen Gewicht ihrer Autorität und ihrer verfassungs- 
mäßigen Rechte dafür einzusetzen, daß Deutschland nicht minder geschützt 
bleibe, als es seinen Kräften nach sein kann. Das, was einstweilen nach 
dem militärischen Urtheil für diesen Zweck als Bedürfniß bezeichnet worden 
ist, find 40000 Mann zur Verstärkung der Grenzbesatzungen gegen den ersten 
Anlauf und eine Steigerung der Zahl ausgebildeter Soldaten, die wir im 
Lande haben, um jährlich etwa 16000 Mann; also in der Dauer eines 
Septennats um beinahe 120000 Mann, in der Dauer der zwölfjährigen 
Dienstzeit um beinahe 200000 Mann. 100000 Mann find eine Armee, 
und wenn der Krieg später ausbricht, so find wir um so viel stärker; es ist ein 
Gewicht, was einen Krieg und die entscheidende Schlacht seinerseits zu ent-
	        
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