Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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handel versucht, Jemanden, dessen Aeußerungen zu nichts verpflichten, auf 
den Leib schicken, um von uns herauszupressen, was Sie irgend herauspressen 
können, und dann nachher sagen: Alles, was wir gesagt haben, gilt nichts 
mehr, wir schließen uns dieser oder jener Aeußerung an. Ihre Geschäfts- 
ordnung erlaubt Ihnen das, aber Ihre Geschäftsordnung hat für uns gar 
keine Verbindlichkeit, wenigstens glaube ich durch mein früheres Verhalten 
auch schon gezeigt zu haben, daß ich mich in ernsten Fragen auf Kommissions= 
verhandlungen nicht einlasse. Ich habe in der Kolonialfrage einmal eine 
Ausnahme gemacht: „erceptio firmat regulam.“ In der Kommission, wo 
sich ein bündiges Abkommen in keiner Weise erreichen läßt, erscheine ich nicht. 
Ich bin zu alt und zu matt, um dort meine Kräfte nutzlos zu vergeuden. 
(Lebhaftes Bravo rechts.) 
Das Haus hatte dieser Rede des Reichskanzlers, wie den vorher- 
gehenden mit großer Spannung gelauscht und vertagte sich nach derselben. 
Der Abgeordnete Dr. Windthorst bemerkte noch persönlich, daß 
er auf die Angelegenheit des Königreiches Hannover, die hier angeregt 
sei, im Laufe der Debatte noch zurückkommen werde. 
  
Am Mittwoch den 12. Januar 1887 setzte der Reichstag die 
Debatte über die Militär-Vorlage fort. 
Nachdem der deutsch-konservative Abgeordnete von Helldorff- 
Bedra zunächst das Wort erhalten hatte und in warmer, patriotischer 
Rede für die Annahme der Regierungs-Vorlage eingetreten war, suchte 
der sozialdemokratische Abgeordnete Hasenclever in bekannter Weise 
den Reichskanzler zu verunglimpfen. Er meinte u. A., daß der Franzose 
Deroulede an ihm seinen Meister gefunden habe, und daß kein Par- 
lament der Welt einen Mann, der es so, wie der Reichskanzler den 
Deutschen Reichstag, behandle, noch länger auf seinem Posten dulden 
werde. Für diese Aeußerung ertheilte der Vice-Präsident Frhr. 
von und zu Franckenstein dem Redner den wohlverdienten Ord- 
nungsruf. Unter wiederholter Heiterkeit stellte Herr Hasenclever die 
seltsamsten Behauptungen auf und verstieg sich zu dem Schlusse, daß 
die Vorlage nur das Sturmbrett der Reaktion zur Unterdrückung des 
Volkes sein solle und daß Jeder, der Mannesmuth besitze, deshalb 
gegen dieselbe stimmen müsse! Der preußische Kriegsminister Bronsart 
von Schellendorff hob in seiner hierauf folgenden längeren Rede 
hervor, daß er auf die Aeußerungen des Vorredners nicht eingehen werde. 
Er beschäftigte sich auch in der Hauptsache nur mit den Ausführungen 
der Abgeordneten von Stauffenberg und Windthorst und war in 
der Lage, dieselben durch rein sachliche Erörterungen gründlich zu 
widerlegen. Ihm folgte der Abgeordnete Graf Behr, der im Namen 
der deutschen Reichspartei wacker für die Vorlage der verbündeten 
Regierungen eine Lanze brach und mit dem Ausspruche der Ueber- 
zeugung schloß, daß wenn hier ein Nein gesprochen werden sollte, das 
Volk draußen ein anderes Urtheil fällen und andere Abgeordnete in 
den Reichstag schicken werde. Nach dem Grafen Behr beschwerte sich 
der Abgeordnete Dr. Windthorst über die ihm und den Hannoveranern
	        
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