Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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das Konsortium, welches die oppositionellen Parteien gegen die Regierungen 
im Reichstage bilden, setzt sich doch aus den heterogensten Elementen zu- 
sammen und kann sehr leicht durch den Abfall von einem dieser Elemente 
vollständig erschüttert und verkehrt werden. Wenn z. B. auch nur die 25 
Sozialdemokraten unter der Führung des Redners, den wir heute hörten, 
zu einer andern Seite übergingen oder sich lossagten von dieser jetzigen Ma- 
jorität, wenn die z. B. gouvernemental würden, so würde das einen Unter- 
schied von 50 Stimmen machen, da auf der einen Seite 25 abzuziehen, auf 
der andern 25 zuzurechnen wären. Wenn auch nur die Polen und Pro- 
testler, Leute aus dem Elsaß, dasselbe Manöver machen, so leidet die Ma- 
jorität auch schon Schaden. Ich will von den Welfen gar nicht reden, die 
ja aber finden könnten, daß es des Kulturkampfes genug wäre, und daß sie 
sich mal mit ihren eigenen Angelegenheiten ohne die Leitung des Herrn Ab- 
geordneten Windthorst beschäftigen wollten. Noch größer wäre die Bresche 
in diese Moajorität, wenn beispielsweise die fortschrittliche Satrapie dem zen- 
tralen Sultanat den Gehorsam aufkündigte. Die Majorität besteht ja nur 
auf dieser ganz eigenthümlichen Verschmelzung der heterogensten und unter 
einander widerspruchsvollsten Elemente, die zufällig in der Negation und in 
der Abneigung gegen die Persönlichkeiten der jetzigen Regierung einig sind; 
une haine commune vous unit; sobald dies aufhört, sobald sie irgend etwas 
Positives schaffen sollen, so find Sie ja vollständig uneinig, so sind Sie ja 
keine Majorität. Sie können gar nicht wissen, wie diese Majorität nach drei 
Jahren sein wird, und auf diese geben Sie uns eine Inblanko-Anweisung! 
Auf die Majorität, die dann vorhanden sein wird, sollen wir das Vertrauen 
haben, welches nothwendig ist, um in ihre Hände, in die Hände dieser Ma- 
jorität, die Verfügung zu legen über das Palladium des Reiches, wie der 
Herr Abgeordnete selbst am Schlusse seiner Rede sehr würdig und richtig 
sagt! Ohne die Armee ist das Reich, ist die Ordnung nicht denkbar, ohne 
diese Grundlage des Rechtsschutzes würde die ganze Verfassung nicht zu 
Stande gekommen sein, wie ich gestern schon gesagt habe; der Schutz des 
Bundes ist unsere erste Aufgabe. Auf eine solche Majorität will uns der 
Herr Vorredner die Anweisung geben, daß wir auf sie Vertrauen haben 
sollen, und daß wir uns dem aussetzen sollen, daß sie nach drei Jahren schon 
wieder drängt? 
Meine Herren, vielleicht ist die Majorität nach sieben Jahren ebenso 
wenig berechenbar; aber weil gerade jedesmal eine schwere Krifis damit ver- 
bunden ist, weil es eine unsichere Rechnung ist, weil dem Art. 60 der Ver- 
fassung Genüge geschehen muß mit irgend einem Termin, und weil wir das 
Aeternat nicht wollen, das eine Fessel für den Kaiser wäre, falls er mehr 
braucht, als bewilligt ist, während der Ewigkeit, — aus diesen Gründen 
haben wir uns an sieben Jahren gehalten — auch nach dem Grundsatz, daß 
das konstitutionelle Leben eine Reihe von Kompromissen ist. Wir haben 
diesen Kompromiß einmal gemacht im Jahre 1874, als er zuerst zu Stande 
kam, — ich lag schwer krank im Bette, und in meinem Krankenzimmer haben
	        
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