Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

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für Sie wählen. Wenn er aber zweifelhaft darüber werden sollte, ob die 
Dynastie, ob der König, ob der römische Stuhl ferner diese Opposition 
billigt, — ich weiß nicht, ob darüber Zweifel sein können, aber wenn sie 
entstehen — sind Sie dann Ihrer Wähler ebenso sicher, wie Sie es waren? 
— Ich wundere mich, von dem Herrn Abgeordneten Dr. Windthorst das 
sonst so bereite Ja nicht zu hören. (Heiterkeit.) 
Aehnliche Irrungen in der Berechnung können doch auch noch anderswo 
vorliegen. Wir können die Wahl ja nicht voraussehen. Auf die Haltung 
der Regierungen können die Wahlen ja keinen Einfluß haben; die Regie- 
rungen haben ihre Ueberzeugung festgelegt, nicht nach dem Wunsch des 
Reichstages oder nach dem Ausfall der Wahlen, sondern ausschließlich nach 
ihrem Pflichtgefühl, nach ihrer Verantwortlichkeit für die Sicherheit des 
deutschen Volkes und für seine Unabhängigkeit und die Integrität unseres 
Landes. Diese Erwägungen werden dieselben bleiben, auch wenn genau der— 
selbe Reichstag, mit derselben Majorität, wieder vor uns steht. Durch ein 
nochmaliges Urtheil des Reichstages kann die Verpflichtung der Regierung, 
ihrerseits als dauerndes und nicht wechselndes Element für die dauernde, 
fundamentale Institution unserer Verfassung, das Heer, zu sorgen, nicht 
erledigt werden; — die Verpflichtung bleibt auf den Regierungen lasten. 
Keine Verfassung kann ohne Kompromiß existiren. Wenn Sie vom 
Kompromiß abgehen, wie wir denselben Ihnen wiederum anbieten, so schaffen 
Sie eine Situation, die immer von Neuem auf den Konflikt mit Noth- 
wendigkeit hindrängt. Sie verlangen wegen des Ausfalles der Wahlen, 
wenn dieser nach Ihren Wünschen ausfiele, daß die Regierungen ihre Ueber- 
zeugungen ändern und dann sagen sollen: alles das, was wir vor einigen 
Monaten behauptet haben, — wir geben zu, daß es Irrthum ist; oder daß 
wir sagen: wir geben es nicht zu, wir halten es für die volle Wahrheit, 
wir sind nach wie vor bedroht; aber aus Feigheit vor dem neugewählten 
Reichstage thun wir unsere Pflicht nicht und wollen das deutsche Volk minder 
wehrhaft sein lassen, als es sein kann, — das können Sie von den Regie- 
rungen nicht, und namentlich nicht von so starken monarchischen Regierungen, 
wie sie im Bundesrathe sitzen, erwarten. Ich wiederhole, was ich gestern 
sagte: Sie kompromittiren sich ganz unnütz für ein Spiel, in dem der Trick 
für Sie gar nicht in den Karten steckt, wo gar nichts zu gewinnen ist. 
Der Abgeordnete Windthorst hat vorhin, um den Mangel an zutreffender 
Schärfe in seiner Deduktion auszugleichen, mit sehr gehobenem Tone 
seinen Entschluß kundgegeben, für die Verfassung und für die Völkerrechte 
einzutreten. Ja, meine Herren, das sind gerade wir, die hier für die Ver- 
fassung und für die Völkerrechte eintreten; die Verfassung ist auf unserer 
Seite, und das Wohl des Volks — — ich weiß nicht, ich hörte einen un- 
artikulirten Ton, der vielleicht einen Zweifel an dem ausdrückte; aber ich bin 
ganz bereit, darüber Rede zu stehen. Ich habe das gestern schon entwickelt: 
die Verfassung und die Sorge für das Volk ist vollständig auf unserer Seite; 
und der Herr Vorredner hat auch, um die Schwäche seiner Argumentation
	        
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