Full text: Die Militär-Vorlage im Deutschen Reichstage.

Also wieder aus der „Freifinnigen Zeitung“ vom 28. August: 
Weicht man vor Rußland zurück, 
so wird der klerikalen „Deutschen Reichszeitung“ aus Berlin geschrieben 
(hört, hört! links) — der klerikalen! ja, das ist das Geschwisterkind mit 
der „Germania“; oder nicht? ist die „Germania“ nicht einmal klerikal? Dann 
hat sie gar keinen Werth — (Heiterkeit rechts) 
weil man im jetzigen Moment keinen Krieg will oder keinen führen 
kann, so mögen die Offiziösen es sagen. Zum mindesten 
aber mögen sie schweigen und nicht unser Volk in der Art ver- 
wirren und an allem irre machen, was ihm lieb ist. 
Also nicht zurück? Das wäre der Krieg, wenn man nicht zurückweicht, 
„Weil man im jetzigen Moment keinen Krieg will“ — da ist doch unzwei- 
deutig der Wunsch ausgesprochen, daß der Krieg jetzt geführt werden möchte. 
Dann „Freisinnige Zeitung“ vom 25. Augusti: 
Wenn die Unterwerfung unter den Willen des Zaren den Welt- 
frieden bedeutet, so mag das richtig sein. Aber es giebt eine 
Grenze, wo diese Unterwerfung aufhören muß, und dieser Grenze 
nähern wir uns um so mehr, je mehr die ruffische Herrschsucht und 
der Panslavismus durch Erfolge auf der Balkanhalbinsel zu neuen 
Abenteuern für immer weiter gesteckte Ziele ermuntert werden. 
Also wir sollen Halt gebieten, das heißt doch, wir sollen Krieg führen 
mit Rußland. (Widerspruch links.) — Glauben Sie denn, daß man mit 
solchen vollmündigen Phrasen wie „jeden Groschen und jeden Mann“ Ruß- 
land auf seiner Bahn aufhalten, dieses Reich von 100 Millionen mit einer 
sehr starken Armee einschüchtern könne? Die Leute erfahren das ja gar nicht. 
sie lesen Ihre Reden gar nicht; das fällt ihnen gar nicht ein. (Heiterkeit.) 
Die „Volks-Zeitung“ vom 7. September sagt: 
Die türkische Weltherrschaft wurde eben nur dadurch gehindert, 
daß es gegen die Türkei ein Europa gab, daß vor allem deutsche 
Schwerter die Türken aus der gefitteten Welt herausschlugen, bis 
sie in ihrem europäischen Besitzstand mehr und mehr beschränkt, der 
unaufhaltsamen Verkümmerung verfielen. Gegen Rußland besteht, 
wie die beiden letzten Wochen mit drastischer Unwiderleglichkeit be- 
wiesen haben, augenblicklich kein Europa; darf es seinen Raubzug 
nach Konstantinopel ungehindert vollführen, dann giebt es für 
Europa nur noch eine Alternative: die unumschränkte Herrschaft 
der Knute und des Rubels oder ein Zeitalter von Kriegen, von 
denen die Türkenkriege früherer Jahrhunderte nur einen verhältniß- 
mäßig schwachen Vorgeschmack gegeben haben. 
Nun, es ist dieselbe Tonart und Uebertreibung, als wenn man uns hier 
sagt: wenn wir auflösen, so wäre das, weil wir Leute, die eine andere Mei- 
nung hätten wie Graf von Moltke und ich, hier gar nicht brauchen könnten; wir 
könnten nur Leute gebrauchen, die Ja sagen. Das ist dieselbe Deklamation, 
die in der „Volks-Zeitung“ die praktische Spitze hat: ebenso wie das deutsche
	        
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