Die Universitäten. 167
man nicht inmer ganz umfassende und aufrichtige Nachrichten aus der
Ferne erhält; endlich dass erfahrungsgemäss manchfacher Missbrauch mit
solchen Berufungen getrieben wird. Bei der Erprobung als Vrivatdocent
an der eigenen Universität fallen diese Missstände weg, und es ist die Ein-
richtung auch in so ferne von nützlicher Wirkung, als einer Seits solchen
jungen Männern, welche sich wirklich als tüchtig zeigen, nach nicht allzu
langem Verzuge durch Ernennung zum ausserordentlichen Professor eine
bestimmte Versicherung und vorläufige Unterstützung gegeben werden kann,
damit sie nicht überdrüssig werden und sich entfernen; anderer Seits aber
den entschieden als untauglich Erwiesenen durch eine Ucbergehung bei Zeiten
ein nicht zu verkennender Wink zur Aufgebung der falsch eingeschlagenen
Laufbahn ertbeilt wird. Letzteres ist aber in so ferne von Werth, als
sich sonst ein Haufe unbrauchbarer und dennoch unzufriedener und intri-
guirender Menschen ansammeln kaun, überdiess auch noch die Gefahr be-
steht, dass ein unzeitiges Mitleiden am Ende doch eine Lehrstelle an einen
gar zu lange Harrenden hinwirft. Die Nützlichkeit einer Verbindung beider
Arten von Erprobung ist somit offenbar. — Hierbei sei denn die Beinerkung
gemacht, dass sich vielleicht das Institut der Privatdocenten noch weiter
organisiren und diesen Anfängern eine bestimmtere Richtung und’ recht-
zeitige Belehrung dadurch geben liesse, dass sie über Methode und Inhalt
ihrer Vorträge sich gegen anerkannt erfahrene und berühmte Lehrer aus-
zuweisen, sowie in deren Gegenwart zu reden und über die Fehler und
Mängel vertrauliche Anweisung zu erhalten hätten. Auf grossen Univer-
sitäten würde sich sogar möglicherweise auf diese Weise eine Pflanzschule
bilden, welche nicht nur für die eigenen Lehranstalten des Staates Candi-
daten lieferte, sondern aus welcher sich auch fremde Universitäten ihre
Bedürfnisse decken könnten. Der Vorschlag ist allerdings nicht in Ueber-
einstimmung mit den itzt bestehenden Sitten und wird derselbe wohl zu-
nächst kaum eine günstige Aufnahme finden; allein damit ist doch nicht
gesagt, dass er nicht, erustlich angefasst, auszuführen wäre, und dass nicht
sogar, wenn die sich der Einrichtung Unterwerfenden handgreifliche Vor-
theile zu zieben anfängen, er schliesslich in Gunst käıne.
Natürlich erreichen aber alle Mittel, den wahren Werth der Candidaten
zu Professuren festzustellen, ihren Zweck, nämlich die wirkliche Wahl nur
des Tüchtigsten, noch nicht, wenn nicht auch daftr gesorgt ist, dass die
Urtheilenden und Ernennenden subjectiv die Garantie der erforderlichen
Einsicht und des gnten Willens darbieten. Es scheinen sich nun aber hierzu
drei verschiedene Einrichtungen möglicherweise darzubieten, nämlich: Be-
zeichnung durch die Studirenden; Wahl durch die Korporation der aka-
demischen Lehrer; Ernennung durch der Universität vorgesetzte höhere
Beamten. — Die erstgenannte Einrichtung, welche bekanntlich bei dein